Karlsruhe (pm/dpa/mt) – Die Zahl der Corona-Infektionen, nach einer Party Anfang Juli im Karlsruher Topsy Turvy, ist auf 49 gestiegen. Bar, Club, Disco? Je nach Betrachtung kann ein Corona-Ausbruch für das Topsy ins Geld gehen, denn es hat eine Konzession als Bar. Die bräuchte laut Stadt als gastronomische Einrichtung bis zu einer Inzidenz unter 35 keine Nachweise für Geimpfte, Genesene und Getestete – ein Club, in dem auch getanzt wird – schon.
Ein Corona-Ausbruch nach dem Besuch der Karlsruher Topsy Turvy schlägt hohe Wellen: Das baden-württembergische Sozialministerium schaltete sich ein und appellierte an die Behörden vor Ort, den Bußgeldkatalog «entsprechend auszuschöpfen», sofern ein offensichtliches Fehlverhalten nachgewiesen werde. Wie die Stadt am Mittwoch mitteilte, werden inzwischen 49 Infektionen auf den Barabend am 2. Juli zurückgeführt.
Das Lokal ist derzeit geschlossen. Auf seiner Facebook-Seite bezeichnet es sich als «Tanz- und Nachtclub, Bar», eine Konzession hat es als Bar. Die bräuchte laut Stadt als gastronomische Einrichtung bis zu einer Inzidenz unter 35 keine Nachweise für Geimpfte, Genesene und Getestete – ein Club, in dem auch getanzt wird, aber schon. Aus Sicht des Ministeriums kann ein Lokal im Sinne der Corona-Verordnung nur als Bar durchgehen, wenn es sich auf den Ausschank von Getränken und die Ausgabe von Speisen beschränkt. «Tanzen ist dann nicht mehr vom regulären Barbetrieb als Gastronomieeinrichtung erfasst.» Das Ministerium betont: «Wenn eine Pizzeria die Zulassung als Gaststätte hat, dann aber die Stühle rausräumt, um einen Tanzabend zu veranstalten, ist es eben keine Gaststätte mehr, sondern ein Diskothekenbetrieb, für den strengere Auflagen gelten.»
Dem Ministerium zufolge müssen die Behörden vor Ort nun klären, ob und welche Auflagen missachtet wurden. Dabei geht es nicht nur darum, ob getanzt wurde oder ob der DJ nur im Hintergrund Musik aufgelegt hat. Laut Gesundheitsamt haben viele Clubgäste falsche oder unvollständige Angaben gemacht. Trifft dies zu, hätte der Betreiber schon deshalb ein Problem: Gäste, die ihre Kontaktdaten nicht hinterlassen, hätte er nicht reinlassen dürfen. Ein Verstoß könne nach der Corona-Verordnung zwischen 500 und 5000 Euro kosten, so das Ministerium. Die Prüfung des Falls dauert nach Angaben der Stadt wohl noch einige Tage.
Eine der beiden Personen war eine Reiserückkehrerin aus Mallorca, die erst ein paar Tage vor ihrem Besuch im Topsy aus Spanien zurückgekommen war. „Wie sich herausgestellt hat, hätte sie zwar vor dem Flug einen negativen Test nachweisen müssen, sie ist aber offensichtlich dort gar nicht gefragt worden und hat daher auch keinen Test nachgewiesen“, so Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup. Daher appelliert Mentrup an alle Reiserückkehrer, ein paar Tage nach der Ankunft in Deutschland nochmals zumindest einen Selbsttest zu machen. Genauso richtet Mentrup aber seinen Appell auch an alle Feierwütigen, ein paar Tage nach dem engen Menschenkontakt, zur Sicherheit einen Selbsttest durchzuführen.
Die Kontaktpersonennachverfolgung wurde in diesem Fall erschwert, weil sie auf einer Papierliste erfasst wurde. Die Zettel sind zunächst nicht vollständig ins Gesundheitsamt transportiert worden. Außerdem ist jeder zweite Zettel nicht sofort verwertbar gewesen, weil Angaben falsch oder unvollständig waren. Außerdem haben vermutlich nicht alle Gäste einen Zettel ausgefüllt. Das Gesundheitsamt hatte deswegen am Freitag einen öffentlichen Aufruf gestartet. Seitdem haben sich bisher 22 Personen gemeldet, die Freitagnacht im Club waren. Sämtliche Meldezettel – rund 120 Stück – und die zusätzlichen Meldungen sind mittlerweile abgearbeitet. Alle ermittelten Besucher befinden sich in Quarantäne, sofern kein vollumfänglicher Impfschutz nachgewiesen werden konnte. Alle restlichen Besucher des besagten Termins, sollen sich trotzdem noch unter infektionsschutz@landratsamt-karlsruhe.de melden und sich umgehend testen lassen.
Der Leiter des Gesundheitsamts Karlsruhe, Dr. Peter Friebel, appelliert in diesem Zusammenhang an Veranstalter und Gastronomen, zur Kontaktdatenerfassung digitale Lösungen wie die Luca-App anzuwenden. Denn wenn es zu einem Coronaausbruch kommen sollte, fällt das zeitaufwendige Auswerten von Papierbögen weg. Friebel nimmt diesen Ausbruch zum Anlass, auf die Bedeutung der Coronaschutzimpfung hinzuweisen: „Die Entwicklung der Inzidenz wird maßgeblich auch vom Fortschreiten der Durchimpfung bestimmt werden. Dass hier ein Nachlassen der Nachfrage nach der Coronaimpfung zu vermerken ist, sieht das Gesundheitsamt mit Sorge. Ganz offensichtlich ist vielen Menschen nicht bewusst, dass jeder, der nicht geimpft ist, stattdessen die Erkrankung durchmachen wird. Mit Blick auf die hohe Rate langfristiger Beschwerden und Organschäden (Post Covid), selbst nach zunächst harmlosem akutem Krankheitsverlauf, stellt die Impfung die in jedem Fall bessere Alternative dar.“ Als Argument für die Impfung nennt er auch, dass vollständig geimpfte Personen bei Kontakt mit Infizierten nicht in Quarantäne müssen.