Karlsruhe (dpa/lk) – Migration, Wohnen, Armut und Pflege sind die Baustellen, die Grün-Schwarz aus Sicht von Wohlfahrtsverbänden im Südwesten dringend angehen müsste. Es gibt eine Menge Beispiele, wo es noch hakt – und mit dem Ukraine-Krieg kommen neue Probleme hinzu.
Die Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie Baden-Württemberg fordern vom Land mehr Anstrengung bei der Bekämpfung von Armut. 15,4 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg seien armutsgefährdet, ihnen stünden weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung, sagte am Montag Annette Holuscha-Uhlenbrock, Vorständin des Caritasverbandes der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Mit dem Krieg in der Ukraine sei eine neue Armut hinzugekommen: die Energie-Armut. „Für viele Menschen ist das schon Alltag“, sagte Holuscha-Uhlenbrock bei einer Online-Pressekonferenz in Karlsruhe. Sie forderte ein Moratorium für Stromsperren. „Die armen Kinder von heute sind die armen Älteren von morgen.“ Die Kosten für Energie waren schon vor Kriegsbeginn hoch, durch den russischen Angriff auf das Nachbarland spitzte sich die Lage zu. Arme Kinder und Jugendliche seien zudem in der Corona-Pandemie massiv benachteiligt, sagte Holuscha-Uhlenbrock. Die Folgen seien verheerend.
Auch Themen wie Flucht und Migration seien angesichts der Kriegsgeschehnisse in der Ukraine wieder besonders aktuell. Diese müssten jetzt prioritär behandelt werden, sagte Urs Keller, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Baden. Flüchtlinge müssten so schnell wie möglich dezentral untergebracht und die Flüchtlingsberatung besser aufgestellt werden.
Eine zentrale Frage sozialer Gerechtigkeit ist aus Sicht Oberkirchenrätin und Vorstandsvorsitzenden des Diakonischen Werks Württemberg, Annette Noller, die Wohnungssituation vieler Menschen. Es brauche eine neue soziale Wohnraumpolitik. So sei der Ausbau von Mehrgenerationen- und Mehrfamilienhäusern sowie eine verpflichtende Quote zur Schaffung von Sozialwohnraum dringend notwendig. Noller forderte zudem Fachstellen zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit nach dem Vorbild Bayerns.
Diözesan-Caritasdirektorin Birgit Schaer, Vorständin des Caritasverbandes für die Erzdiözese Freiburg, sagte, die Verlässlichkeit und Funktionstüchtigkeit der Gesundheits- und Pflegeinfrastruktur sei in den vergangenen zwei Jahren empfindlich belastet worden. Von der Politik erwarte man eine Fachkräfteoffensive für Sozial- und Gesundheitsberufe.