Businessprofilerin Corinna Jahn erkennt, was ihr Gegenüber nicht sagt

11. April 2021 , 12:01 Uhr

Karlsruhe (mt) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region in der Martin Wacker Show. Diesmal war die Businessprofilerin Corinna Jahn zu Gast. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt: Menschen zu „lesen“ erfordert keine Intuition oder jahrzehntelange Erfahrung – es ist algorithmisch erlernbar. Als „Die Businessprofilerin“ arbeitet Corinna Jahn mit Unternehmen, Führungskräften und Investoren zusammen, berät und trainiert sie. Ziel ist es die nonverbale Kommunikation wahrzunehmen und zuverlässig zu entschlüsseln.

„Es läuft immer mit“

Corinna ist die einzige Businessprofilerin, die es gibt und lebt hier in Karlsruhe. Die Berufsbezeichnung hat sie sich selbst ausgedacht. Die Inspiration dazu hat Corinna aus verschiedenen Krimiserien: „Ich habe den Hang zu solchen Serien, beispielsweise auf Vox lief eine Zeit lang ‚Lie to me‘. Was auf dem Leben von Paul Ekman basiert. So etwas hat mich schon immer fasziniert. Dadurch, dass es diese Verbindung zum Profiling gibt, habe ich gesagt, ich verbinde die Welten Business und Profiling.“ Bei ihrer Arbeit liest Corinna vor allem die Mikroexpressionen und die Körpersprache ihres Gegenüber. Das kann die Businessprofilerin auch in ihrer Freizeit nicht so einfach abstellen: „Dadurch, dass ich viel in der IT arbeite, nenne ich es gerne einen Prozess im Hintergrund, wie bei Deinem Rechner. Es läuft immer mit. Natürlich habe ich bestimme Signale, wenn ich die wahrnehme, dann weiß ich, jetzt wird es besonders spannend. Das sind hauptsächlich Stresssignale beim Gegenüber. Dann fahre ich auch die Wahrnehmung auf 100 Prozent und schau, was los ist.“ 

Gesichter lesen in der Corona-Zeit

Wegen Corona wird im Alltag häufig eine Maske getragen. Dadurch werde 50 Prozent der Mimik weggenommen: „Du hast über der Maske noch die hälfe aller mimischen Signale, sodass Du beispielsweise Emotionen wie Ärger, Trauer oder auch die Überraschung eindeutig erkennen kannst. Du siehst die Augenbrauen, die Augen, du siehst die Oberlider, die Unterlider. Du siehst, ob da Spannung drauf ist. Du siehst normalerweise auch noch die Nasenwurzel. Man kann also wirklich sehr viel erkennen.“ Allerdings spielen sich nicht alle Emotionen in der oberen Gesichtshälfte ab: „Der schwierige Part ist ein sogenanntes ‚Soziales Lächeln‘ zu erkennen. Wenn Du wirklich empfundene Freude spürst, dann Lächeln die Augen mit. Aber nicht in Form von Krähenfüßen, sondern die sogenannte Augendeckfalte senkt sich mit ab. Wenn wir einfach nur freundlich sein wollen, dann nehmen wir nur die Mundwinkel nach oben und das ist von der Maske bedeckt.“  

Tipps für die Video-Konferenz

Während Corona sind nicht nur die Maske etwas, was die Kommunikation im Alltag erschwert. Das gleich gilt für Meetings, die momentan überwiegend als Video-Konferenzen stattfinden. Corinna hat dafür allerdings Tipps parat: „Der erste Part ist, dass die Kamera auf Augenhöhe ist und dass Du die Kamera auch an hast. Es gibt immer noch viele, die lassen die Kamera aus und das ist einfach unglaublich unhöflich.“ Wichtig sei es laut der Businessprofilerin außerdem, beim Sprechen direkt in die Kamera und nicht unten auf die Bilder zu schauen. Außerdem soll ein virtueller Hintergrund vermieden, erklärt Corinna: „Meistens ist es für das Auge sehr anstrengend, wenn Du nicht eine super Greenscreen-Technik hinten dran hast. Dann funkeln die Haare außen rum. Es macht unbewusst bei Deinem Gegenüber den Eindruck, dass Du etwas zu verstecken hast. Wir sitzen alle im Homeoffice, wir haben Küchenzeilen hinten dran, Bücherregale und es läuft manchmal auch jemand durchs Bild. Das passiert.“ Viel wichtiger als das Bild sei aber in den Augen der Businessprofilerin der Ton: „Viele investieren nicht in ein gutes Mikro. Ich habe ein Tabletop-Mikrofone. Das kann ich machen, weil bei mir die Umgebung relativ ruhig ist. Wenn Du natürlich fünf Kinder hast, dann wird es schwierig. Bei Headsets ist das immer eine interessante Geschichte. Es gibt Menschen, die Schmatzen beim Reden und auch nicht beim Reden. Das kann unglaublich stören bei Meetings.“

„Ein Pokerface ist mit Mikroexpressionen nicht möglich.“

Corinna berät Unternehmen auch bei Verhandlungen. Für die Businessprofilerin sei es dabei aber sinnvollere Ansatz, den anderen zu lesen und nicht auf die eigene Wirkung zu achten: „Verhandlungen sind auch eine Art von Kommunikation. Das heißt, wenn ich mein Gegenüber richtig abhole und verstehe, wo derjenige gerade hängt. Welche Punkte vielleicht die Kritischen in der Verhandlung sind, dann kann ich da auch sachlich drauf eingehen.“ Dabei sei es wichtig, auf die Mimik des Gegenübers zu achten: „Ein Pokerface ist mit Mikroexpressionen nicht möglich. Mikroexpressionen sind nicht steuerbar. Das heißt, wenn du mit jemanden verhandelst, wo es wirklich um die Wurst geht, wo derjenige eine Gewinn- oder Verlusterwartung hat, dann wird derjenige Mikroexpressionen zeigen“, so Corinna. Beim genauen Beobachten des anderen, kann diesem auch angesehen werden, ob er lügt, erklärt die Expertin: „Wenn Du gelernt hast, die unterschiedlichen Signaleinheiten, in der Mimik, Gestik, in der gesamten Körpersprache zu lesen, dann kannst Du sehen, wenn sich jemand innerhalb der Kanäle widerspricht. Das nennt man nonverbale Inkongruenzen. Derjenige sagt dir etwas auf der Tonspur. Die Mikroexpressionen sagen eine andere Botschaft. Dann sind vielleicht noch irgendwo Bodyshifts beteiligt. Beispielsweise das ich von einer Pobacke auf die andere Rutsche, ein leichtes ganz subtiles Kopfschütteln mit drin habe oder auch ein Überlegenheitslächeln.“ 

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