Land will zu G9 zurückkehren:

Land will Modell zur Rückkehr zu neunjährigem Gymnasium erarbeiten

11. Dezember 2023 , 11:53 Uhr

Stuttgart (dpa/lsw) – Jahrelang war über die Dauer des Gymnasiums im Südwesten debattiert worden, zuletzt hatte sich der Druck immer weiter erhöht. Nun ist klar: Das Land will zu G9 zurückkehren.

Keine Schnellschüsse

Baden-Württemberg will ein neues Modell für ein neunjähriges Gymnasium erarbeiten. Das geht aus einem Beschluss der grün-schwarzen Regierungskoalition vom Dienstag hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Landesregierung ist demnach offen für ein neues G9 und starte einen Prozess zur Erarbeitung eines solchen neuen G8/G9-Modells.

Wir werden jetzt keine Schnellschüsse machen oder einfach zum G9 der 1990er-Jahre zurückkehren. Wir werden eine Lösung erarbeiten, die den Anforderungen unserer Zeit gerecht wird und die Empfehlungen des Bürgerforums aufgreift,

sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart.

Bürgerforum erhöht Druck

Am Montag hatte ein von der Landesregierung eingerichtetes Bürgerforum zur Zukunft des Gymnasiums eine Rückkehr zu einem neunjährigen Gymnasium in Baden-Württemberg empfohlen. Seit September hatten anfangs 64 und am Ende 55 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger in sechs Sitzungen über die Zukunft des Gymnasiums debattiert. 89 Prozent stimmten dafür, G9 als Normalform an den allgemeinbildenden Gymnasien einzuführen. 93 Prozent der Bürgerinnen und Bürger forderten für das überarbeitete G9 kreative Unterrichtsformate, 95 Prozent sprachen sich für mehr Praxisbezug aus. Insgesamt erarbeiteten die Zufallsbürger 48 Empfehlungen an die Landesregierung.

G8 ist aktuell die Regel

Derzeit ist in Baden-Württemberg das achtjährige Gymnasium Standard. Es war einst eingeführt worden, um die Schüler international wettbewerbsfähiger zu machen. G9 gibt es nur noch als Modellprojekt an 44 staatlichen Schulen und an einigen Privatschulen.

Über eine Rückkehr zu G9 war seit langem diskutiert und gestritten worden, Grün-Schwarz hat im Koalitionsvertrag eigentlich vereinbart, keine Strukturdebatten führen zu wollen. Dennoch zeigte sich die Landesregierung unter dem Druck der Debatte erstmals Mitte Juni offen für eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium. Neben dem Bürgerforum drängt noch eine Elterninitiative, die eine Rückkehr zu G9 erzwingen möchte. Für einen Volksantrag hatten die Initiatorinnen mehr als 100 000 Unterschriften eingesammelt und an den Landtag übergeben. Mit dem Antrag muss sich nun das Parlament voraussichtlich im kommenden Jahr befassen.

Kretschmann kein G9-Fan

Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Bürgerforums zur Zukunft des Gymnasiums zugesichert, deren Empfehlungen genau zu prüfen. «Meine Koalition wird sich die Empfehlungen und den Bericht des Bürgerforums nun genau anschauen und wir werden uns intensiv mit den Argumenten und Ideen auseinandersetzen», sagte der Grünen-Politiker am Montag in Stuttgart. Bereits am Dienstag wollen Kretschmann zufolge die Spitzen der grün-schwarzen Koalition über das weitere Vorgehen beraten.

Der Ministerpräsident dankte den zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern für ihre Arbeit.

Sie haben viel Zeit, Energie und ihre Expertise investiert. Damit hat das Bürgerforum die Debatte auf ein breiteres Fundament gestellt,

sagte Kretschmann. Das sei wichtig, weil die Frage nach G8 oder G9 komplex sei. Kretschmann selbst ist gegen eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium.

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