Stuttgart (dpa/jb) – Acht Jahre oder doch neun Jahre auf dem Gymnasium bis zum Abitur? Das soll nun ein Bürgerforum diskutieren, das ihr Ergebnis dann wiederum der Landesregierung präsentiert.
Im langen Streit um den Weg zum Abitur an allgemeinbildenden Gymnasien in Baden-Württemberg ist das sogenannte Bürgerforum G8/G9 in Stuttgart erstmals zusammengekommen. In den kommenden Wochen sollen 64 zufällig ausgewählte Personen darüber diskutieren, wie lange das Abitur künftig dauern soll.
Die Männer und Frauen sollen auch mit Experten, Verbänden und Betroffenen sprechen und der grün-schwarzen Landesregierung Anfang Dezember eine Empfehlung abgeben. Bindend ist sie aber nicht. «Das hilft, die Entscheidung der Landesregierung zu G8/G9 im ersten Halbjahr 2024 vorzubereiten», sagte Barbara Bosch, Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, zum Auftakt. Das letzte Wort in der Frage nach G8 oder G9 hat der Landtag.
Nach dem Treffen am Samstag sind noch Videokonferenzen geplant, die erste davon am 12. Oktober. Themen der Runde sollen unter anderem die psychische Belastung von Schülerinnen und Schülern im achtjährigen oder neunjährigen Gymnasium und die jeweils benötigten Finanzmittel werden. Dutzende Verbände und Interessengruppen waren schon im Vorfeld des ersten Treffens beteiligt, darunter Schüler, Eltern, Lehrer und Rektoren – aber auch Kirchen, Gewerkschaften, Unternehmerverbände und Landtagsfraktionen.
Derzeit ist in Baden-Württemberg das achtjährige Gymnasium Standard. Es war einst eingeführt worden, um die Schüler international wettbewerbsfähiger zu machen. G9 gibt es nur noch als Modellprojekt an 44 staatlichen Schulen und an einigen Privatschulen. Über eine Rückkehr zu G9 wird seit langem diskutiert und gestritten. Grün-Schwarz hat aber im Koalitionsvertrag vereinbart, keine Strukturdebatten führen zu wollen.
Dennoch zeigte sich die Landesregierung unter dem Druck der Debatte erstmals Mitte Juni offen für eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium. Man habe sich innerhalb der Koalition darauf geeinigt, über diese Frage in einem Bürgerforum beraten zu lassen – mit offenem Ergebnis, hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) damals mitgeteilt.