Bürger und Politiker klagen gegen nächtliche Ausgangsbeschränkungen im Landkreis Karlsruhe

16. Februar 2021 , 09:28 Uhr

Karlsruhe (pm/lk) – Bürger und FDP-Mitglieder aus dem Landkreis Karlsruhe haben am Montag schriftlich Widerspruch gegen die bis zum 7. März erlassene nächtliche Ausgangssperre im Landkreis Karlsruhe beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim eingelegt.

Klage am Verwaltungsgerichtshof eingereicht

„Wir fordern Landrat Christoph Schnaudigel auf, die unserer Meinung unverhältnismäßige und zudem regional unlogische Ausgangssperre sofort zurückzunehmen und halten diese rechtlich aus verschiedenen dargelegten Gründen auch nicht für zulässig. Deshalb prüfen wir nun eine Klage vor dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim“, sagte der FDP-Bundestagsabgeordneter Christian Jung am Dienstag. Aktuell hat der Landkreis Karlsruhe eine 7-Tage-Inzidenz von 67,4.

Kreise entscheiden nach eigenem Ermessen

Der Ortenaukreis hatte beispielsweise vergangenen Donnerstag bei einer Inzidenz von 79,1 die nächtlichen Ausgangsbeschränkungen gekippt. Das Gesundheitsamt des Ortenaukreises konnte demnach nicht feststellen, dass auf eine Ausgangsbeschränkung – die wegen des damit verbundenen, tiefgreifenden Eingriffs in die Grundrechte der Einwohner nach dem Willen des Gesetzgebers ein letztes Mittel darstellt –  nicht verzichtet werden könne. Im Stadtkreis Karlsruhe gibt es seit Donnerstag ebenfalls keine nächtlichen Ausgangsbeschränkungen mehr, da die Inzidenz seit geraumer Zeit unter dem Wert von 50 liegt.

Insgesamt drei Kriterien müssen erfüllt sein

Das Sozialministerium in Stuttgart hatte am Donnerstag, nachdem die landesweite nächtliche Ausgangssperre durch eine Klage vom Verwaltungsgerichtshof Mannheim einkassiert wurde, alle Gesundheitsämter angewiesen, zu prüfen, ob eine neue Allgemeinverfügung auf den Weg gebracht werden könne. Neben einer Inzidenz über 50 müssen jedoch noch zwei weitere Voraussetzungen erfüllt sein: Das Gesundheitsamt muss „eine erhebliche Gefährdung der wirksamen Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus“ erkennen. Zudem muss ein „diffuses Infektionsgeschehen“ feststellbar sein. Davon spricht man, wenn ein Anstieg der Infektionen nicht einem bestimmten Ort zugeordnet werden kann – beispielsweise einem Pflegeheim. Die neuen Ausgangssperren sollen wieder aufgehoben werden, sobald die Sieben-Tage-Inzidenz mindestens drei Tage in Folge unter 50 liegt.

Entscheidung sei „willkürlich und unverhältnismäßig“

Nach Ansicht der FDS-Abgeordneten für den Landkreis Karlsruhe-Land, Christian Jung, sei dieses Vorgehen willkürlich und unverhältnismäßig. In Bayern würden beispielsweise erst ab einer 7-Tage-Inzidenz von 100 nächtliche Ausgangssperren verhängt, so Jung. Der FDP-Bundestagsabgeordnete hält es für wichtiger, dass in Baden-Württemberg statt der Ausgangssperren nun in jedem Stadt- und Landkreis die über 80-Jährigen Taxigutscheine für die Fahrt zu den Impfzentren bekommen, um die älteren Menschen besser zu schützen. Wichtig sei zudem ein Stufenplan mit klaren und verständlichen Kriterien für die Öffnung von Gesellschaft und Wirtschaft.

Anzeige

Das könnte Dich auch interessieren

07.07.2024 Entenfüttern: Spaß für Menschen, Problem für Tiere – NABU-Experte klärt auf Region (dk) – Entenfüttern ist für viele ein liebgewonnenes Ritual, doch ist es wirklich gut für die Tiere? Eberhard Klein, Leiter des NABU Bodenseezentrums bei Konstanz, erläutert, warum das Füttern von Enten problematisch sein kann und gibt wertvolle Tipps. Problematisches Brot Vor allem Kinder und Rentner füttern häufig Enten an Seen und Flüssen. „Die Tiere 02.07.2024 Balkonkraftwerk-Boom im Südwesten - Tausende setzen auf Solaranlagen Region (dpa/lsw) - Die Sonne scheint auf den Balkon - und versorgt so den Kühlschrank mit Strom? Balkonkraftwerke machen es möglich. Immer mehr Menschen im Südwesten entscheiden sich für die kleinen Solaranlagen. In Deutschland sind mehr als eine halbe Million sogenannte Balkonkraftwerke am Netz.  Das ist mehr als eine Verdoppelung seit Mitte 2023. 20.02.2024 Karlsruher Richter kassieren Freispruch für Klimaaktivisten - Urteil lückenhaft Karlsruhe (dpa) – Das Oberlandesgericht Karlsruhe hat am Dienstag einen Freispruch wegen Nötigung im Falle einer Straßenblockade durch einen Klimaaktivisten gekippt. Eine grundsätzliche Entscheidung, ob es sich in diesem Falle um Nötigung handelte, wurde aber nicht getroffen, wie aus der Entscheidung hervorgeht. Fall geht zurück ans Amtsgericht Das Urteil des Amtsgerichtes Freiburg, das einen 32-Jährigen freigesprochen hatte, sei 10.01.2024 Die Mehrwertsteuer ist gestiegen – jetzt müssen Gastronomen den Gürtel enger schnallen Region (lea) – Essen gehen, oder doch lieber selbst kochen? Diese Frage wird sich in zahlreichen Haushalten mit Blick in den Geldbeutel im neuen Jahr häufiger stellen. Denn zum Jahreswechsel klettert die Mehrwertsteuer von sieben wieder auf den vor-Pandemie-Satz von 19 Prozent. Von Kanzler Scholz‘ Aussage, die Mehrwertsteuer werde nie wieder abgeschafft, ist angesichts von