Bergsteiger Ralf Dujmovits: "Ich bin dann gescheitert, wenn ich tot bin."

10. Januar 2021 , 12:36 Uhr

Karlsruhe (lk) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region. Diesmal war der Bergsteiger Ralf Dujmovits zu Gast. Er war der erste Deutsche der alle vierzehn Achttausender bestiegen hat. Ralf kommt aus Bühl und hat schon als Junge seine Leidenschaft für Klettern und Wandern entdeckt. Über die Erfahrungen bei den Touren auf die höchsten Berge der Welt plauderte er im Interview. Dabei kamen spannende Geschichten aus dem Leben eines Bergsteigers herum.

Von Bühl in die weite Welt

Als erster Deutscher hat Ralf Dujmovits alle vierzehn Achttausender bestiegen und war damit weltweit der 16. Mensch überhaupt, dem das gelungen ist. Geboren ist der Extrembergsteiger vor knapp 60 Jahren im badischen Bühl. Regelmäßig frönt er auch seinem zweiten Hobby, dem Sportklettern: „Vor Weihnachten war ich auf der griechischen Insel Kalymnos. Dort gibt es über 3.000 Sportkletterrouten – eines der allerschönsten und besten Klettergebiete der Welt. Aber auch in den heimischen Bergen fühle ich mich wohl. Erst kürzlich war ich im Allgäu unterwegs“, so Dujmovits. Obwohl er die ganze Welt bereist, zieht es Ralf immer wieder zurück nach Bühl: „Das ist meine Heimat, hier ist meine Familie zu Hause, sind meine Freunde. Dort fühle ich mich total wohl.“ Wenn er über die Region zwischen Rheinebene und Weinbergen spreche, komme er regelmäßig ins Schwärmen. „Dort wo andere Urlaub machen, bin ich sehr gerne zu Hause.“

Klettern ist sozialer Sport

Bereits seinen kletterbegeisterten Vater hatte es ins Badische gezogen. Den Sudetendeutsche hat es nach dem Zweiten Weltkrieg nach Bühl verschlagen, weil es damals den Klettergarten Battert oberhalb von Baden-Baden gegeben hat. Der Vater hat den kleinen Ralf bereits als Bub mitgenommen. Vater und Sohn waren viel zusammen im nahegelegenen Nordschwarzwald unterwegs. „Wir waren beispielsweise auf dem Karlsruher Grat im Gottschlägtal bei Achern unterwegs. Aber in meiner Jugend wollte ich dann auch mal raus und bin zum ersten Mal in die Alpen gekommen. Zum Ende meiner Schulzeit bin ich fast nur noch Bergsteigen gegangen“, erinnert sich Ralf. Den Trend zum Klettern in der heutigen Zeit kann Dujmovits gut nachvollziehen: „Da geht es nicht darum, dass man alleine für sich etwas erreicht. Im Gegenteil. Das ist ein Sport, den man mit einem Partner machen muss. Man wird gesichert und gibt seine Gesundheit und sein Leben in die Hand eines anderen.“

Massenandrang am Mount Everest

Dujmovits führte über 40 Expeditionen und gilt als einer der erfahrensten Höhenbergsteiger und Expeditionsbergführer weltweit. Sein erster Achttausender war 1985 der Dhaulagiri in Nepal. „An der Quelle des Ganges gelegen und ein ganz spiritueller Berg.“ Besonders gefielen ihm damals das Expeditionsleben, das Fokussieren auf ein bestimmtes Ziel und das Unterwegssein in einer fremden Kultur. 1992 bestieg er dann zum ersten Mal den Mount Everest. Insgesamt hat er acht Anläufe genommen, den höchsten Berg der Welt auch ohne Sauerstoff zu besteigen. Bislang ist ihm das jedoch nicht gelungen. „Das hat mich über die Jahre auch gezwickt, das hat weh getan. Aber inzwischen habe ich damit abgeschlossen.“ Alle anderen dreizehn Achttausender hat er ohne zusätzlichen Sauerstoff geschafft. Die Entwicklung, dass inzwischen viele Kletterer den Mount Everest bezwingen möchten, sieht Ralf skeptisch: „Der Berg hat sich vor allem auf der nepalesischen Südseite durch den Massenandrang sehr stark verändert.“ Wer jedoch Ruhe in den Bergen suche, der würde diese auch immer noch finden.

Scheitern ist nur der Tod

Wenn Ralf auf eine Expedition auf einen Achttausender geht, dann ist das jedes Mal wieder etwas besonderes. „Unser Basislager ist etwa auf 5.000 Meter Höhe. Da gibt´s noch etwa die Hälfte des Sauerstoffangebots wie unten.“ Das führt im Körper dazu, dass rote Blutkörperchen nachproduziert werden müssen. „Man wird einfach insgesamt etwas langsamer. Die Reaktionen gehen zurück. Auch das Urteilsvermögen lässt nach.“ Dazu kommen Wetterwechsel, Lawinengefahr und andere Extremsituationen. 2015 hat Ralf beispielsweise ein Erdbeben in Nepal zum Aufgeben am Mount Everest gezwungen. „Ich bin einige Male umgedreht. Das gehört für mich beim Bergsteigen dazu. Aber ich sehe das Scheitern gar nicht als schlimm an. Ich bin erst dann gescheitert, wenn ich tot bin. Und ich sitze noch hier“, freut sich Ralf. Inzwischen ziehe es ihn gar nicht mehr zu den höchsten Bergen der Welt. „Es gibt technisch anspruchsvollere Ziele an den Siebentausendern.“ Außerdem würden die ganz hohen Ziele auch immer eine gewisse Gefahr bergen. „Je niedriger die Berge werden, desto besser ist das Risiko abzuschätzen. Ich möchte nicht mehr so sehr an meine Grenzen kommen, dass ich vielleicht nicht mehr zurück kommen könnte. Das ist es mir nicht wert.“

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