Baden-Baden/Bühl/Rastatt (dpa/lk) – Aufgrund des andauernden Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie mit Ausgangsbeschränkungen und geschlossenen Restaurants und Cafés zieht es die Menschen in die Natur und in den Schnee. Angesichts des massiven Ansturms von Ausflüglern auf den verschneiten Schwarzwald werden die örtlichen Behörden und die Polizei gemeinsame Maßnahmen gegen Gedränge und Verkehrschaos ergreifen. Dazu hat es am Dienstagnachmittag ein Treffen gegeben. Das Polizeipräsidium Offenburg hat die beschlossenen Maßnahmen erläutert.
An dem Treffen haben Vertreter der Straßenverkehrsbehörden des Ortenaukreises, des Landkreises Rastatt und der Städte Baden-Baden und Bühl sowie die Polizei Offenburg teilgenommen. Die Zustände vor allem auf der B500 sind zuletzt extrem gewesen. Autos wurden einfach am Straßenrand abgestellt, ohne Rücksicht, ob dadurch der Verkehrsfluss, Rettungskräfte oder Räumfahrzeuge behindert wurden. In enger Abstimmung aller Beteiligten wurde jetzt festgelegt, dass Parkplätze bei Auslastung gesperrt werden. Falschparker, die eine Anfahrt von Rettungs- oder Winterdienstfahrzeugen behindern oder gar blockieren, werden rigoros abgeschleppt. Der Appell: Meiden Sie die stark frequentierten Ausflugsziele und halten Sie sich an die geltenden Regeln. Nicht nur an die Corona-Regeln, sondern auch an die des Straßenverkehrs.
In den betroffenen Regionen wächst die Wut auf die Ausflügler. Hans-Jürgen Decker, Bürgermeister der Gemeinde Ottenhöfen nahe der überfüllten Schwarzwaldhochstraße, sagte: „Alle stürmen hier hoch!“ Er habe am Wochenende diverse fremde Nummernschilder gesehen. Die Anwohner kämen angesichts der Fahrzeugkarawane kaum mehr aus ihren Einfahrten. „Es ist ein Auto nach dem anderen!“ Selbst bei „Sauwetter“ herrsche Chaos. Punktuelle Straßensperrungen wie zuletzt bringen Deckers Meinung nach nichts. Dann wichen die Leute einfach aus. Er forderte, dass vorerst nur noch Anlieger die Straßen Richtung Berge benutzen dürfen.
Auch die Gemeinde Dobel bereitet sich erneut auf einen Ansturm am Feiertag vor. Die Gemeinde war um Weihnachten schier überrannt worden. Die Polizei musste die Zufahrten zum gesamten Ort sperren, der Bürgermeister legte beim Verteilen der Knöllchen selbst mit Hand an. Für die kommenden Tage hat Dobel zusätzliche Polizeiunterstützung angefragt. Außerdem wurde eine Daueranordnung beantragt, die L340 als Kommune selbst sperren zu dürfen. Auch am Montag und heute sind in Dobel wieder alle Parkplätze belegt gewesen. Bürgermeister Christoph Schaack sprach von chaotischen Zuständen und einer zunehmenden Aggressivität. Parkverbote und Einbahnstraßen würden ignoriert, Absperrungen beseitigt sowie Polizei und Gemeindemitarbeiter beschimpft.
Um den Blechlawinen Herr zu werden, macht auch die Gemeinde Schömberg am Dreikönigstag komplett dicht. Von Mittwoch um 9 Uhr bis in den späten Nachmittag hinein sollen alle Zufahrtsstraßen zum Ortsteil Langenbrand abgeriegelt werden. Gesperrt werden die Zufahrten von Pforzheim kommend und aus Richtung Bad Wildbad. Die Durchfahrt ist dann nur noch Anwohnern, Räumfahrzeugen, Rettungskräften sowie anderen Durchfahrtsberechtigten erlaubt. Für Calws Landrat Helmut Riegger der richtige Schritt: „Wir sind zweifelsohne stolz auf die touristische Attraktivität unserer Erholungsgebiete und der Tourismus ist prägend für den Landkreis. Die teilweise chaotischen Zustände der letzten Tage machen es jedoch erforderlich, dass wir bei Bedarf Zufahrtstraßen sperren können. Ich habe großes Verständnis, dass es die Menschen in Zeiten der Corona-Pandemie in die Natur zieht. Dennoch appelliere ich an alle Bürgerinnen und Bürger, die Vorgaben der Corona-Verordnung zu beachten und vor allem Rücksicht auf Andere zu nehmen.“
Auch die Stadt Bad Wildbad zieht ihre Konsequenzen und verhängt zum Schutz der Gäste und Bürger verschärfte Maßnahmen. Die Zufahrten zu den beliebten Ausflugszielen sollen gesperrt werden. Am 06. Januar und an weiteren stark frequentierten Tagen wird die Zufahrt zum Kaltenbronn gar nicht mehr möglich sein. Für den Sommerberg gilt: Sobald der Parkplatz besetzt ist, wird die Zufahrt gesperrt. Die Sommerbergbahn fährt weiterhin täglich zwischen 08:45 und 17:15 Uhr. Besucher sollten nur mit einem triftigen Grund nach Bad Wildbad kommen und sich dort an die geltenden Abstandsregeln halten sowie Menschenansammlungen meiden. Viel lieber sollte die Natur in der der direkten Umgebung des Wohnortes aufgesucht werden, anstatt in den Schwarzwald zu fahren.
Doch trotz der negativen Erfahrungen der vergangenen Tage setzen die Politiker zumindest vorerst weiter auf Appelle. „Bei allen Regeln gilt: Ohne Eigenverantwortung, Rücksicht und die Einsicht, dass es unsere gemeinsame Aufgabe und Pflicht als Gesellschaft ist, Gesundheit und Leben zu schützen, wird es nicht funktionieren“, erklärte eine Sprecherin von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Und auch Innenminister Thomas Strobl appellierte an die Vernunft: „Ich würde mir wünschen, dass die Menschen – trotz der Sehnsucht nach Freiheit, Freizeit und Vergnügen – sich an die Regeln halten und ihren Aktionsradius einschränken.“ Mit Blick auf die hohen Infektionszahlen sei der Massenauflauf an den Ausflugsorten weder hilfreich noch sinnvoll. Das Sozialministerium werde die Situation am Feiertag mit Blick auf mögliche Verschärfungen genau beobachten, hieß es von einer Sprecherin.
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