Baumbesetzung am Karlsruher Staatstheater: Aktivisten kritisieren Baumfällung – Stadt bietet Gespräch an

12. Februar 2025 , 14:15 Uhr

Karlsruhe (dk) – Seit knapp zwei Wochen besetzen Aktivisten mehrere Bäume auf dem Gelände des Badischen Staatstheaters, um gegen geplante Baumfällungen im Zuge der Theatersanierung zu protestieren. Während die Stadt Karlsruhe die Maßnahmen als rechtmäßig bezeichnet und auf Ersatzpflanzungen verweist, sehen die Besetzer Alternativen, die nicht in Betracht gezogen wurden. Ein Gesprächsangebot der Stadt steht im Raum, doch die Aktivisten befürchten eine baldige Räumung.

Aktivisten: „Jeder dieser Bäume ist erhaltungswürdig“

Seit dem 30. Januar halten sich Aktivisten in den Bäumen nahe des Staatstheaters auf, um die geplanten Fällungen zu verhindern. „Alle diese Bäume sind erhaltungswürdig. Also jeder dieser Bäume ist gesund. Denen geht es gut. Die kommen nur weg, weil sie für die Baumaßnahmen im Weg stehen“, erklärt Baumbesetzer Moritz Brandt. Laut ihm sind die Bäume zwischen 50 und 70 Jahre alt und haben bereits mehrere Hitzesommer überstanden. „Das sind genau die Art von Bäume, die wir brauchen für die nächsten Jahre, um klimaresilient zu werden“, betont er.

Stadt: Baumfällungen erfolgen rechtmäßig und mit Ersatzpflanzungen

Die Stadt Karlsruhe weist die Vorwürfe der Besetzer zurück. Laut ihrer Stellungnahme wurden keine Bäume gefällt, die laut Bebauungsplan schützenswert sind. Die Baumfällungen erfolgten im Rahmen des Bebauungsplans Nr. 878 und wurden durch eine biologische Baubegleitung überprüft.

Insgesamt sollen 82 Ersatzpflanzungen für die Sanierungsmaßnahmen erfolgen, 50 davon wurden bereits umgesetzt, die restlichen 32 sollen auf dem Gelände des Staatstheaters gepflanzt werden. Zudem soll der angrenzende Hermann-Levi-Platz mehr Grünflächen erhalten.

Besetzer: Alternativen wurden nicht ausreichend geprüft

Die Aktivisten kritisieren, dass andere Planungen möglich gewesen wären, um die Bäume zu erhalten. „Es wäre auf jeden Fall möglich gewesen, wenn der Wille bestanden hätte, diese Bäume zu erhalten, die den Ausbau so zu gestalten, dass möglichst viele von diesen Bäumen erhalten bleiben“, erklärt Brandt. Es habe alternative Konzepte gegeben, die mehr Grün vorgesehen hätten, doch die Stadt habe sich für eine Variante entschieden, bei der alle betroffenen Bäume gefällt werden.

Mögliche Räumung in Sicht?

Ob die Besetzung Erfolg haben wird, ist unklar. „Wir können so lange hier oben bleiben, bis die Stadt auf uns zukommt und uns zusichert, dass die Platanen bleiben“, sagt Brandt. Die Gruppe ist gut organisiert: „Wir sind mittlerweile so um die 20 Menschen, die sich vorstellen können, hier in den Bäumen zu sein und hier oben die Nächte zu verbringen“.

Parallel befinden sich die Aktivisten im Austausch mit der Stadt und politischen Fraktionen, um eine stadtweite Grünsatzung zu erwirken. „Dahingehend befinden wir uns seit zwei Wochen auch im intensiven Austausch mit der Stadt und verschiedenen Fraktionen im Gemeinderat“, so Brandt. Die Aktivisten hoffen, dass durch eine solche Satzung in Zukunft mehr Bäume in Karlsruhe erhalten bleiben.

Allerdings wurde ihnen signalisiert, dass sie nur noch bis Donnerstag toleriert werden. Danach könnte eine Räumung durch die Polizei erfolgen. „Um diese Bäume zu fällen, werden sie uns mit Zwang aus diesen Bäumen holen müssen. Und wir gehen davon aus, dass das passieren wird“, sagt Brandt.

Stadt bietet Gespräch an – bleibt die Besetzung dennoch bestehen?

Trotz der verhärteten Fronten kündigte die Stadt an, mit den Besetzern ins Gespräch zu gehen. Ob dies die Aktivisten zum Verlassen der Bäume bewegt, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Der Konflikt um die Bäume am Staatstheater wird in den nächsten Tagen eine entscheidende Phase erreichen.

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