Baiersbronn (dk) – Baiersbronn hat in diesem Jahr den Titel „regenreichster Ort Deutschlands“ erreicht. Laut dem Karlsruher Meteorologen Bernhard Mühr, spielen vor allem zwei Faktoren eine entscheidende Rolle: Die Lage des Schwarzwaldes und die spezifischen Wetterfronten, die hier regelmäßig für hohe Niederschlagsmengen sorgen.
„Es gibt zwei Hauptmechanismen, die für die hohe Niederschlagsmenge verantwortlich sind“, erklärt Mühr. Zum einen beeinflussen die Mittelgebirge wie der Schwarzwald das Wettergeschehen. Wenn Regenfronten über diese Gebirgsketten ziehen, werden die Wolken gezwungen, viel Feuchtigkeit abzuladen. Dies passiert besonders häufig im Winter, wenn die Fronten aus westlicher oder südwestlicher Richtung auf das Gebirge treffen. Im Sommer sind es vor allem Gewitter, die sich am Rande des Schwarzwaldes bilden und für Regen sorgen.
Die Kombination dieser beiden Faktoren führt dazu, dass der Schwarzwald – und insbesondere Baiersbronn – zu den regenreichsten Regionen in Deutschland zählt.
Doch was bedeutet diese hohe Niederschlagsmenge für die Natur? Mühr erklärt, dass Schwankungen im Niederschlag über das Jahr hinweg normal sind. So gibt es sowohl Jahre mit deutlich mehr Regen als auch Jahre, in denen weniger Niederschlag fällt. Entscheidend sei, dass es im Allgemeinen ein ausgewogenes Verhältnis gibt, das die Wasserbilanz der Region aufrechterhält.
„Problematisch wird es vor allem, wenn es in sehr kurzer Zeit sehr viel regnet“, so Mühr. Ein Beispiel wären plötzlich auftretende Starkregenfälle, bei denen innerhalb von nur einer Stunde 100 Liter Regen pro Quadratmeter fallen. Diese extremen Mengen können zu Überschwemmungen und Schäden führen, die in der Region immer wieder beobachtet werden.
Der Schwarzwald ist jedoch nicht nur in Baiersbronn der Regenlieferant. Die gesamten höheren Lagen des Schwarzwaldes zählen zu den feuchtesten Gegenden Deutschlands. Orte wie Forbach, Freudenstadt oder Todtmoos im Südschwarzwald haben ebenfalls hohe Niederschlagswerte. „Das liegt einfach an der geographischen Lage des Schwarzwaldes“, erklärt Mühr. „Durch die nord-südliche Ausrichtung des Gebirges werden die Wolken regelrecht gezwungen, sich dort zu entladen.“
Im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland zeigt sich, dass der Schwarzwald im Bereich der Mittelgebirge hervortritt. Besonders auffällig sind auch die Niederschlagsmengen im südlichen Schwarzwald, wo es bis zu 2.000 Liter Regen pro Quadratmeter pro Jahr geben kann. Zum Vergleich: In den trockensten Gebieten Baden-Württembergs, wie in Mannheim oder Worms, fällt mit nur 600 bis 700 Litern pro Jahr etwa ein Drittel weniger Regen.
Neben den regenreichen Orten gibt es auch Regionen in der Nähe von Karlsruhe und Mannheim, die besonders trocken sind. Der Bereich rund um Worms und Frankenthal zählt zu den trockensten Gegenden Deutschlands. Dort sind nur etwa 500 bis 600 Liter Regen pro Jahr üblich – dies ist in Deutschland eine der geringsten Niederschlagsmengen.
„Sobald man von der Rheinebene aus nach Rheinland-Pfalz kommt, wird es noch trockener“. Orte die weit vom Schwarzwald entfernt sind haben auch weniger Regen: „Karlsruhe hat mehr Regen als Mannheim, und Baden-Baden empfängt noch mehr Niederschlag“, so Mühr. Diese regionalen Unterschiede sind typisch für Gebirgsregionen, die das Wettergeschehen stark beeinflussen.