Karlsruhe (dpa/lsw) – Einmal zurück in die 1980er und noch etwas weiter: Das Badische Landesmuseum stellt sein Jahresprogramm vor – und gibt Ausblick auf ein besonderes Highlight auf der Reichenau. Punk und Pop, Aufbruch und Endzeitstimmung: Mit einer Erlebnisausstellung «Die 80er – Sie sind wieder da!» will das Badische Landesmuseum an Vor-Corona-Zeiten anknüpfen.
Wie Direktor Eckart Köhne am Dienstag bei der Jahrespressevorschau mitteilte, verzeichnete das Museum im vergangenen Jahr 118 000 Besucher. Das waren zwar noch 40 000 Gäste weniger als vor der Pandemie, die im Frühjahr 2020 begann. Im Vergleich zu 2021 haben sich die Zahlen aber fast verdreifacht. «Die Besucherinnen und Besucher kommen langsam wieder ins Museum zurück», sagte Köhne. «Wir sehen hier eine positive Entwicklung, die sich hoffentlich fortsetzt.»
Mit der 80er-Schau im Karlsruher Schloss spricht das Museum Jüngere und Ältere an: Die einen feiern gerade das Revival, die anderen haben die Zeiten selbst erlebt. Parallelen zum Heute sehen die Ausstellungsmacher nicht nur in Mode, Filmen und Musik. Auch in den Debatten um Krisen und Klima gibt es Déjà-vus.
Vom 17. Juni an (bis 25. Februar 2024) erinnern rund 300 Exponate an das aus Sicht der Ausstellungsmacher «vielleicht bedeutendste und ereignisreichste Jahrzehnt deutscher Nachkriegsgeschichte». Präsentiert werden neben Zauberwürfel, Game Boy und Ghettoblaster auch der geblümte Helm der Grünen-Politikerin Petra Kelly von der Mutlanger «Promiblockade» gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen und eine Lederjacke von Scorpions-Sänger Klaus Meine, die er im September 1989 beim Auftritt in Moskau trug.
Zugleich gibt das Museum in einer Schauwerkstatt Einblick in ein großes Restaurierungsprojekt: Eine antike 1,23 Meter hohe Prachtvase mit mythologischen Motiven zählt nicht nur zu den wichtigsten Stücken des Museums. Die sogenannte Unterwelt-Vase gilt auch als ein Glanzstück antiker Kunst- und Kulturgeschichte. «Die Besonderheit dieses Projektes ist es, dass es exemplarisch aufzeigt, wie Konservierung heute funktioniert», so Kuratorin Susanne Erbelding.
Das Museum sucht zugleich nach neuen Wegen, das Kulturerbe digital zugänglich zu machen. Ende März sollen Nutzer im «Creativen Museum» über Fragen diskutieren können wie: «Haben Tyrannen Menschenrechte?» Gleichzeitig ermöglicht die neue App «Creative Exhibitions», eigene digitale Ausstellungen mit 3D-Objekten vor dem Schloss zu erstellen.
Einen Vorgeschmack gab Museumschef Köhne auf das Highlight des nächsten Jahres: Die Große Landesausstellung «Klosterinsel Reichenau» (20. April 2024 – 20. Oktober 2024) präsentiert Prachthandschriften aus dem berühmten Reichenauer Skriptorium. Die Preziosen, die seit 2003 zum Weltdokumentenerbe der Unesco gehören, wurden einst von Reichenauer Mönchen verfasst und an die Mächtigen verschenkt. 2024 sind sie erstmals seit Jahrzehnten wieder am Bodensee versammelt.
Die Schau zum 1300-jährigen Jubiläum der Klosterinsel will anhand neuester Forschung das Leben der Mönche beleuchten: Gab es wirklich nur «ora et labora» («bete und arbeite») und wie war das frühe Leben der Mönche wirklich? Das ist nur eine von vielen Fragen, die aufgeworfen werden.