Stuttgart (dpa/tk) – Die Frage, wie es im Herbst mit der Corona-Pandemie weiter geht, gleicht derzeit einem Blick in die Glaskugel. Das Land Baden-Württemberg will aber dafür Sorge tragen, dass man schnell auf eine Zuspitzung der Lage reagieren kann. In Baden-Württemberg müssen Bürgerinnen und Bürger von Freitag an für einen anlasslosen Corona-Test drei Euro zuzahlen. Gesundheitsminister Lucha sagte in Stuttgart: «Die ersetzen wir nicht, und zwar in keinem der Länder.» Etwas später relativierte der Grünen-Politiker seine Aussage zu den anderen Bundesländern etwas: «Stand jetzt ist mir auch kein anderes Bundesland bekannt, das hier anders verfahren will.» Lucha begrüßte die Entscheidung des Bundes für ein Ende der anlasslosen Tests, bemängelte aber, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Ausnahmen und die Überprüfung bei den Teststellen noch nicht offiziell geregelt habe. «Da warten wir noch. Aber er hat ja noch zwei Tage Zeit», sagte der Grüne.
Baden-Württemberg will angesichts einer drohenden Corona-Welle im Herbst Vorkehrungen treffen – allerdings sind der Landesregierung wegen der noch ausstehenden Entscheidungen im Bund auch ein stückweit die Hände gebunden. Am Dienstag haben Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Sozialminister Manne Lucha eine Bilanz und einen Ausblick des Corona-Managements gegeben. Erneut hatten beide Grünen-Politiker gefordert, dass die Ampel in Berlin das Infektionsschutzgesetz schnell so ändern müsse, dass die Länder im Herbst wieder Maskenpflicht und Kontaktverbote anordnen könnten.
Klar ist jetzt, dass es ab Ende Juni auch in Baden-Württemberg keine kostenlosen Corona-Bürgertests in Teststellen und Apotheken für alle geben wird. Gratis bleiben die Schnelltests nur für bestimmte Risikogruppen – in der Regel werden von diesem Freitag an aber je drei Euro aus eigener Tasche fällig. Hinzu kommt, dass auch Menschen, die einen Angehörigen im Alten- oder Pflegeheim besuchen wollen, Anspruch auf einen Gratis-Test haben sollen. Hier befürchten die Länder Missbrauch, weil theoretisch jeder behaupten könnte, dass er seine Mutter im Heim besuchen möchte.
Die Landesregierung will – wenn möglich – ohne die Wiedereröffnung von Impfzentren durch Herbst und Winter kommen. Zuletzt hieß es, im Fall einer neuen Zuspitzung der Corona-Lage könnten Ärzte und Apotheker in Baden-Württemberg rund 810 000 Menschen pro Woche impfen. Das würde bedeuten, dass der Großteil der impfwilligen Bevölkerung innerhalb von acht Wochen immunisiert sein könnte. Lucha hat aber schon klargestellt, dass es weiter möglich sein müsse, im Notfall die Impfzentren wieder aufzusperren.