Baden-Württemberg fordert wieder schärfere Corona-Maßnahmen

21. Juni 2022 , 08:15 Uhr

Stuttgart (dpa) – Die Corona-Inzidenzen steigen – angesichts einer möglichen Welle im Herbst macht Baden-Württemberg Druck auf die Bundesregierung.

Scharfe Kritik an der FDP

Baden-Württemberg fordert ein Machtwort von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Streit mit der FDP.“Es muss ganz klar sein, dass wir uns von der FDP nicht mehr auf der Nase herumtanzen lassen“, sagte der Stuttgarter Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne). „Da muss jetzt auch mal ein bundespolitisches Machtwort gesprochen werden.“ Die Ampel müsse vor der Sommerpause eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes vorlegen und damit die eventuell nötigen Maßnahmen wie Kontaktverbote ermöglichen. Es komme nun auf die verantwortlichen Regierungsparteien in Berlin an. „SPD und Grüne müssen sich gegenüber der FDP in diesem Punkt einfach durchsetzen.“ Für Lucha steht fest: „Die FDP ist bei der Pandemiebekämpfung nicht unser Maßstab, sondern der verantwortungsvolle Umgang mit der Gesundheit der Menschen.“

Länder müssen sich auf Corona-Welle wappnen können

Der Grünen-Politiker sagte weiter, die Länder müssten sich für eine mögliche Corona-Welle rechtzeitig wappnen können. „Wir wollen die gesetzlichen Grundlagen für ein Kontaktverbot, Maskenpflicht in Innenräumen und für 2G- und 3G-Maßnahmen, die wir erlassen können, wenn ein Infektionsrisiko so stark ist, dass wieder die Überlastung des Gesundheitswesens droht.“ Das sei besser, als im Falle eines großen Ausbruchs wieder alles schließen zu müssen. „Wir wollen rechtzeitig reagieren können, um zu verhindern, dass es wieder zu einem vollständigen Erliegen des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und vor allem schulischen Lebens kommt. Das sind also rein präventive Maßnahmen.“

Länder wollen mitbestimmen

Neben Baden-Württemberg machen auch Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen Druck auf den Bund. Die Länder pochen zudem darauf, dass sie bei der Beratung des Gesetzes einbezogen werden. Der Bund müsse schnell rechtliche, finanzielle und organisatorische Planungssicherheit schaffen. Die Gesundheitsminister der vier Länder fordern unter anderem, die Corona-Testverordnung über Ende Juni hinaus „sachgerecht“ zu verlängern. „Es bedarf auch weiterhin kostenfreier und unbürokratischer Testmöglichkeiten, um insbesondere den Schutz im Umfeld von Einrichtungen für vulnerable Personen und Gruppen sicherzustellen.“

Gesundheitsminister-Konferenz in Magdeburg

Die Länder drängen vor der Ministerkonferenz in Magdeburg ab Mittwoch auch darauf, rasch zu klären, ob es eine allgemeine Empfehlung für eine vierte Impfung geben soll. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine zweite Auffrischungsimpfung bisher nur für Menschen ab 70 Jahren. Der Bund soll zudem zusammen mit den Länder planen, wie im Herbst und Winter geimpft werden soll. Berlin müsse sicherstellen, dass genügend Impfstoff beschafft wird. Darüber hinaus müsse der Bund den Ländern wieder bei der Finanzierung der staatlichen Impfstrukturen wie Impfzentren unter die Arme greifen. Bei der Vorbereitung einer neuen Impfkampagne müsse auch eine mögliche Influenzawelle mitbedacht werden.

Krankenhäuser für nächste Welle rüsten

Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen fordern die Bundesregierung daneben auf, die Krankenhäuser für die erwartete nächste Welle zu rüsten. Es müsse zum Beispiel finanzielle Anreize geben, um Personal zu halten und neues zu gewinnen. „Auch die finanzielle Absicherung der Krankenhäuser muss durch Bundesrettungsschirme erneut in Aussicht gestellt werden, sollte sich die Versorgungslage in den Krankenhäusern erneut zuspitzen.“

Anzeige
2G 3G Baden-Württemberg Bayern Corona Hessen Kontaktbeschränkungen Maskenpflicht Nordrhein-Westfalen

Das könnte Dich auch interessieren

02.07.2024 Balkonkraftwerk-Boom im Südwesten - Tausende setzen auf Solaranlagen Region (dpa/lsw) - Die Sonne scheint auf den Balkon - und versorgt so den Kühlschrank mit Strom? Balkonkraftwerke machen es möglich. Immer mehr Menschen im Südwesten entscheiden sich für die kleinen Solaranlagen. In Deutschland sind mehr als eine halbe Million sogenannte Balkonkraftwerke am Netz.  Das ist mehr als eine Verdoppelung seit Mitte 2023. 23.01.2024 Krankschreibungen im Südwesten auch 2023 auf Rekordniveau Region (dpa/svs) –Erkältungen, Rückenschmerzen und Depressionen: Auch 2023 haben sich in Baden-Württemberg wieder viele Arbeitnehmer krankgemeldet. Das zeigen Zahlen der Krankenkassen DAK und KKH. Im Schnitt hatten die DAK-Versicherten im Südwesten rund 17 Fehltage pro Kopf. Rekord aus 2022 bestätigt Nach einem Rekord im Jahr 2022 hat sich der Krankenstand in Baden-Württemberg auch 2023 auf hohem 29.11.2023 Nutrias auf dem Vormarsch im Südwesten Karlsruhe (dpa/lsw) – Manche finden Nutrias süß, manche irgendwie eklig und auf jeden Fall gibt es viel zu viele von ihnen. Die aus Südamerika eingeschleppten Nager bereiten auf vielfache Weise Probleme im Südwesten. 07.11.2024 Auch heute nochmal Warnstreiks bei der AVG - Auswirkungen gering Karlsruhe (dpa/dk/svs) - Die Warnstreiks im regionalen Nahverkehr gehen weiter. Zwei Unternehmen in Baden-Württemberg sind betroffen. De Gute Nachricht für alle Pendler in Region: Bei der AVG halten sich die Auswirkungen des Streiks in Grenzen.