Baden-Baden/Karlsruhe/Pforzheim/Straßburg (pm/dpa/lk) – Der Duft von gebrannten Mandeln würde normalerweise in zwei Monaten durch die Straßen und über die Plätze der Städte in der Region ziehen. Doch immer mehr Gemeinden sagen wegen der aktuell rasch steigenden Coronazahlen ihre Weihnachtsmärkte ab – am Donnerstag hat auch Baden-Baden die Notbremse gezogen.
Nachdem Baden-Baden lange am Christkindelsmarkt festgehalten hat, kam heute schließlich doch noch die Absage. Nora Waggershauser, Geschäftsführerin der Baden-Baden Tourismus: „Leider ist die Absage des Christkindelsmarktes mittlerweile unvermeidbar. Mit ihr wird dem Pandemieschutz und dem Schutz der Besucher und Schausteller Rechnung getragen. Die Gesundheit geht vor. Wir hätten den Markt auf unserem großen Gelände für eine begrenzte Anzahl von Besuchern sehr gerne möglich gemacht. Natürlich für die Besucher, für die Hüttenbetreiber, die dringend auf Einnahmen angewiesen sind, aber auch für die Hotellerie, Gastronomie und den Einzelhandel. Der wirtschaftliche Schaden für unsere Stadt durch die Absage ist enorm. Wir haben uns
ausreichend Zeit für unsere sorgsam abgewogene Entscheidung gelassen.“
Die Baden-Badener Christkindelsmarkt GbR reagiert damit auf das aktuelle Infektionsgeschehen und die seit Anfang der Woche geltende Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg. Nach dieser gilt auch für Veranstaltungen wie den Christkindelsmarkt eine Obergrenze von 100 Besuchern. Baden-Baden hatten in den vergangenen Wochen ein ausführliches Hygieneschutz- und geändertes Marktkonzept erarbeitet, um den Christkindelsmarkt unter strengen Hygienemaßnahmen durchführen zu können. Grundlage hierfür war die bis dahin geltende Obergrenze von 500 Besuchern auf dem umzäunten Gelände. Die Verantwortlichen prüfen jetzt die Möglichkeit einer weihnachtlichen Gestaltung des Kurgartens vor dem Kurhaus mit dem beliebten Weihnachtsbaum sowie einer Beleuchtung des Kurhauses.
Den Karlsruher Christkindlesmarkt und die Eiszeit vor dem Schloss wird es in diesem Winter nicht geben. Trotz Hygienekonzept hat der Karlsruher Gemeinderat am Dienstag einstimmig für eine Absage gestimmt. Ausschlaggebend für die Entscheidung war nach Ansicht von KME-Geschäftsführer Martin Wacker auch die veränderte Landesverordnung, die Anfang der Woche in Kraft getreten ist. „Das hat uns etwas überraschend ereilt. Wir sind am Wochenende noch von 500 Personen gleichzeitig auf einer Veranstaltungsfläche ausgegangen. Auch das wäre wirtschaftlich schon schwierig gewesen. Aber mit 100 Gästen ist eigentlich überhaupt kein Betrieb mehr zu machen. Das ist schlichtweg nicht rentabel“, so Martin Wacker im Interview mit der neuen welle.
Doch es soll ein Notprogramm in der Weihnachtszeit geben. Die Beschicker sollen ihre Stände dezentral auf die verschiedenen Plätzen der Stadt verteilen dürfen. Außerdem ist zusätzliche Beleuchtung angedacht für ein wenig mehr Weihnachtsstimmung. „Wir von der KME werden die Weihnachtsstadt illuminieren, auch mit Figuren. Das Marktamt ist in Gesprächen mit einem Riesenradbetreiber. So versuchen wir eine schöne weihnachtliche Grundstimmung in die Stadt bekommen. Das Konzept muss aber absolut Coronagerecht sein, damit wir niemanden f´gefährden. Ich denke da nicht nur an die Besucher, sondern auch an die Mitarbeiter“, so Martin Wacker weiter.
In Pforzheim hat der Gemeinderat vergangene Woche entschieden, dass es definitiv einen Weihnachtsmarkt geben wird. Der soll aber nicht zentral an einem Fleck sein, sondern sich in der gesamten Fußgängerzone verteilen, außerdem soll es Buden vor dem Alten und Technischen Rathaus geben. Und auch Bühl verfährt ähnlich: Der Adventsmarkt schlängelt sich dieses Jahr quasi durch die ganze Stadt – Unter dem Titel „Bühl im Advent“. Die Lichterachse mit Ständen beginnt in der Bühler Eisenbahnstraße und zieht sich durch den Stadtgarten bis zum Kirchplatz und von dort zum Bühler Johannesplatz.
Der berühmte Straßburger Weihnachtsmarkt findet wegen der Corona-Pandemie nur in einem kleineren Format statt. Es werde in diesem Jahr keine Verkaufsbuden geben, teilte die Bürgermeisterin der Elsass-Metropole, Jeanne Barseghian, am Donnerstag mit. Die Licht-Animationen, Dekoration, künstlerische Darbietungen sowie der meterhohe Weihnachtsbaum auf der Place Kléber sollen demnach aber beibehalten werden. „Ob mit Buden oder ohne, Straßburg bleibt die Weihnachts-Hauptstadt“, erklärte Barseghian in einer Mitteilung. Der „Christkindelsmärik“ in Straßburg empfängt nach Angaben der Stadt normalerweise jedes Jahr mehrere Millionen Besucher. Zuvor hatte Straßburg über weitere Sicherheitsszenarien nachgedacht, um den Markt voll beizubehalten.
Das Elsass wurde im Frühjahr stark von der Corona-Pandemie getroffen. Zuletzt stieg dort die Zahl der neuen Infektionen wieder deutlich. Die Corona-Situation in Straßburg habe sich in den vergangenen Tagen stark verschlechtert, schrieb auch Barseghian. Sie befürchte eine weitere Verschlechterung in den kommenden Wochen, weshalb die Entscheidung gegen die rund 300 Verkaufsbuden getroffen worden sei. Die Bürgermeisterin schloss auch die Einführung einer Ausgangssperre in Straßburg, wie sie in anderen französischen Städten bereits in Kraft ist, nicht aus. Der verkleinerte Weihnachtsmarkt in Straßburg soll am 28. November beginnen.
Am Montag hatten bereits Rastatt und Freudenstadt die Absage der Weihnachtsmärkte bekannt gegeben. IIn Bruchsal wird noch an einem Konzept gearbeitet, weitere Informationen möchte Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick noch in dieser Woche bekanntgeben. Auch in Stutensee und den Städten und Gemeinden im Kreis Calw wird es in diesem Jahr keine Weihnachtsmärkte geben. Lesen Sie dazu auch:
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