Region (lea) – Den Karlsruher Bädern steht das Wasser bis zum Hals. Der Beginn der Sommer- und damit auch der Freibadsaison naht. Genug Personal gibt es für all die Bäder in und um Karlsruhe aber nicht. Zwischen 15 und 20 sogenannte Badwärter fehlen. Und so steht die Überlegung im Raum, eines der vier Freibäder zu schließen. Oder die Öffnungszeiten zu verkürzen. Konkrete Pläne dafür gibt es noch nicht, aber die Uhr bis zum 27. Mai, dem Beginn der Saison, tickt. „Im schlimmsten Fall könnte es passieren, dass wir in diesem Jahr ein Freibad nicht öffnen“, erklärt der Karlsruher Bäderchef Oliver Sternagel frustriert.
Sommer, Sonne, aber das Freibad ist zu. Klingt nach einem Rückblick auf die Hochphase der Coronapandemie, könnte aber in diesem Jahr wieder Realität werden. Nur, dass das Virus in diesem Fall „Personalmangel“ und nicht „Covid-19“ heißt. „Im schlimmsten Fall könnte es passieren, dass wir in diesem Jahr ein Freibad nicht öffnen“, erklärt Oliver Sternagel frustriert. Dem Karlsruher Bäderchef fehlen aktuell zwischen 15 und 20 Arbeitskräfte. Ohne die kann er die Sicherheit in den Freibädern nicht garantieren. Und ohne Sicherheitsgarantie kein Freibad.
Die Karlsruher Bäder sind mit ihrem Problem nicht allein. Deutschlandweit bangen die Betriebe um ihre Freibadsaison: „Freibädern in NRW fehlt das Personal“, titelten die Ruhr Nachrichten vor einigen Wochen. Die Stuttgarter Nachrichten schreiben vom „Fachkräftemangel und Energiekosten“ in Schwimmbädern.
In Karlsruhe und Umgebung werden vor allem sogenannte Badwärter gesucht. Im Gegensatz zum „Fachangestellten für Bäderbetriebe“ – dem offiziellen Namen für den klassischen Bademeister – braucht es für den Beruf als Badwärter keine Ausbildung. Entsprechend niederschwellig sind die Voraussetzungen, die man mitbringen muss: „Für den Badwärter ist es egal, ob und was man gelernt hat“, so Sternagel. „Aber Schwimmen sollte man können.“ Die Liste der Aufgaben ist lang: Badwärter kümmern sich um die Außenanlagen, um die technische Betriebsaufsicht und leisten Erste Hilfe. Sie geben Schwimmkurse oder arbeiten in der Sauna. „Rasenmähen oder an der Kasse sitzen steht auch auf dem Programm“, fügt der Bäderchef an.
Und Heiko Schleicher, der Verantwortliche für das Personal bei den Karlsruher Bädern, ergänzt: „Bei den Badwärtern von einem ‚Fachkräftemangel‘ zu sprechen, führt in die Irre.“ Ausgebildete Fachkräfte gebe es bei ihnen noch genug. Gesucht werden viel mehr Quereinsteiger oder Angelernte, die während der Hochsaison unterstützen können. „Auf dem Papier sind wir zu zwei Dritteln des Jahres gut ausgestattet“, erklärt Schleicher.
Massive Probleme gebe es, wenn es auf die Badesaison zugehe: „Für den Sommer wollen wir dann eigentlich vier weitere Bäder öffnen. Nämlich die vier Karlsruher Freibäder.“ Jahrelang habe man dieses Mehr an Personalbedarf durch Saisonarbeiter kompensieren können. „Das funktioniert aber nicht mehr. Der Markt ist leergefegt“, seufzt Schleicher.
Die Karlsruher Bäderbetriebe wollen sich aber noch nicht geschlagen geben. Zumindest noch nicht. „Den Gedanken daran, ein Bad zu schließen oder vielleicht die Öffnungszeiten zu verkürzen, den schiebe ich bis zum Schluss“, betont Bäderchef Sternagel. Aktuell würden alle Freibäder gleichermaßen auf ihren Start am 27. Mai vorbereitet. „Es ist noch nichts entschieden“, betont Schleicher. Auch nicht, welches Freibad potenziell als erstes geschlossen werden könnte.
Klar ist aber jetzt schon, dass die kleineren Karlsruher Bäder mit Beginn der Freibadsaison geschlossen werden. Darunter fallen die Hallenbäder in Neureut, Grötzingen und Durlach. „Das haben wir letztes Jahr schon so gemacht“, erklärt der Personalbeauftragte. Wobei die Stadtteilbäder für den Schulbetrieb, Schwimmkurse oder den Vereinsbetrieb weiterhin geöffnet bleiben sollen. Das dadurch „gesparte“ Personal könne man dann an anderer Stelle einsetzen.
Einen Ausweg aus der prekären Situation sieht Schleicher nicht. „Sehr viel mehr als das, was wir gerade tun, können wir gar nicht mehr machen.“ Man habe Litfasssäulen plakatiert, Banner ausgehängt und Werbekampagnen über die Sozialen Medien gestartet. Auch eine Arbeitsvermittlungsfirma erzielte nicht den erwünschten Effekt. Ob er sich Sorgen mache, wie es zukünftig weitergehen soll? „Ja“, antwortet Schleicher prompt: „Unsere Belegschaft altert auch und es kommen zu wenig junge Leute nach. Beides zusammen lässt meine Sorgenfalten wachsen.“
Trotzdem wird Schleicher nicht müde, für die Arbeit in den Karlsruher Bädern zu werben: „Es ist unglaublich vielfältig hier. Und es wird nie langweilig.“ Von „Baywatch“ und Co. sollten sich Interessierte aber nicht blenden lassen, lacht er.