Karlsruhe (lk) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region. Diesmal war die Autorin und Stifterin Isabelle Müller aus dem Kreis Calw zu Gast. Sie wurde 1964 in Frankreich geboren, als jüngstes von fünf Kindern einer Vietnamesin und eines Franzosen. Die erfolgreiche Autorin hat Bücher über das Heimatland ihrer Mutter geschrieben und darin den sexuellen Missbrauch in Vietnam thematisiert. 2016 gründete sie die gemeinnützige LOAN Stiftung, die Kindern in Vietnam hilft. Warum sie das alles tut und auf welche Bücher wir uns noch freuen dürfen, erzählte sie im Interview.
Isabelle Müller wurde im französischen Tours geboten, ist in Deutschland aufgewachsen, Schule und Studium in Frankreich, hat ab 1985 als Dolmetscherin und Übersetzerin in Deutschland gearbeitet, ein Jahr in Kasachstan verbracht und ist inzwischen in Unterreichenbach zu Hause. Studiert hat sie Sprachen, spricht Deutsch, Französisch, Englisch und Russisch. „Mein Vater ist Franzose, meine Mutter stammt aus Vietnam. Dort habe ich eigentlich meine Wurzeln.“ Schon in den 90er Jahren reiste sie oft mit der Mutter Dau-Thi-Cuc, genannt Loan, nach Vietnam und lernte die Geschichte der Familie kennen. „Meine Mutter war ein Steh-auf-Männchen und eine Kämpferin. Sie hat eine sehr bewegte Vita.“ Die Geschichte der Mutter begleitete Isabelle ihr Leben lang.
2009 veröffentlichte Müller ihr erstes Buch – die Biografie „Phönix Tochter – Die Hoffnung war mein Weg“. Eines der darin behandelten Themen, sexueller Missbrauch, schlug Wellen. Sie schildert ihren eigenen schwierigen Lebensweg, wie sie unter dem Vater gelitten hatte. Und ermunterte die Opfer sexueller Gewalt, ihr Schweigen zu brechen, um die Macht der Täter zu brechen. „Das Buch war keine Therapie für mich. Die Botschaft ist die Entwicklung. Das, was ich aus meinem Leben gemacht habe.“ Auch ihre Mutter hatte ein schweres Leben, konnte sich aber befreien. Sieben Jahre später folgte daher das nächste Buch „Loan – Aus dem Leben eines Phönix“. Ein Buch, um anderen Menschen Mut und Hoffnung zu geben. „Der Name Loan bedeutet auf vietnamesisch Phönix. Es war der Spitzname meiner Mutter.“
Zwischenzeitlich wurde das Buch in andere Sprachen übersetzt, darunter auch Vietnamesisch. „Bei der Leserschaft hat das Buch eine sehr große Beliebtheit. Weil es die Geschichte Vietnams aus der Sicht einer Zeitzeugin erzählt.“ Es geht um ein Kind, das nicht zu Schule gehen darf, weil es ein Mädchen ist. „Mädchen hatten damals nicht dasselbe Recht, wie Buben. Dagegen hat sich meine Mutter gewehrt. Hat sich der arrangierten Hochzeit mit 11 Jahren widersetzt und schließlich die Familie zu Fuß für immer verlassen.“ Eine Flucht in Zeiten von Armut, Revolution und Krieg. Und die Armut ist bis heute in Vietnam präsent, vor allem in den nördlichen Bergregionen. „Die Lernbedingungen der Kinder sind dort immer noch schrecklich.“
Darum entschied sich Isabelle, eine Schule in Vietnam zu bauen, für Kinder, die es im Leben schwer haben und normalerweise keine Schule besuchen können. „Als ich vor Ort war, habe ich so viel Leid gesehen, dass ich nicht einfach wegschauen konnte. Ich habe mich verpflichtet gefühlt, auch weiterhin etwas zu tun.“ Im Jahr 2016 hat sie darum auch die gemeinnützige LOAN Stiftung gegründet, die Kindern in Vietnam hilft und Bildungsprojekte in den ärmlichsten Bergregionen fördert. Insgesamt hat Isabelle über 30 Projekte am laufen. Auch mit der vietnamesischen Regierung arbeitet Isabelle Müller zusammen. „Sie sind sehr kooperativ. Denn wir sind alle Menschen und wollen, dass alle glücklich sind.“ Ihr wollte helfen? Alle Infos zur LOAN Stiftung findet Ihr hier.