Autorin Elisabeth Kabatek hatte einen Kulturschock wegen der Kehrwoche

01. August 2021 , 12:01 Uhr

Karlsruhe (mt) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region in der Martin Wacker Show. Diesmal war die Schriftstellerin Elisabeth Kabatek zu Gast. Sie ist gebürtige Schwäbin, Kolumnistin, Übersetzerin und lebt als Autorin in Stuttgart. Ihre Romane „Laugenweckle zum Frühstück“, „Brezeltango“, „Spätzleblues“, „Ein Häusle in Cornwall“, „Zur Sache, Schätzle!“ und „Schätzle allein zu Haus“ wurden auf Anhieb zu Bestsellern.

„Es war mir ein tiefes innerliches Bedürfnis.“

Bevor Kabatek ihre Karriere als Autorin einschlug, hat sie in einem bürgerlichen Beruf gearbeitet. Das erste Buch „Laugenweckle zum Frühstück“ hat die Schriftstellerin nebenher geschrieben: „Es war mir ein tiefes innerliches Bedürfnis. Ich kam aus Barcelona nach Stuttgart zurück, das war ein kleiner Kulturschock. Ich kannte keine Kehrwoche – ich bin in Gerlingen aufgewachsen, da gab es keine –  in Stuttgart sehr wohl und aus diesem Kulturschock entstand dann ‚Laugenweckle zum Frühstück‘. Nachdem es dann zu einem Bestseller wurde, habe ich den bürgerlichen Beruf an den Nagel gehängt“, erzählt Kabatek im Gespräch mit der neuen welle. Offensichtlich war diese Entscheidung auch völlig richtig. Zumindest gibt der Erfolg Kabatek recht. „Ich glaube, die haben alle nur darauf gewartet, dass jemand die Kehrwoche auf die Schippe nimmt und dass jemand es mal ironisch betrachtet. Ich bin ja selber Schwäbin, von daher darf ich das“, so die Schriftstellerin.

Vater der Autorin ist Adolf Kabatek

Treue Asterix-Comics-Leser dürfte der Nachname der Schriftstellerin bekannt sein. Ihr Vater ist Adolf Kabatek, der Herausgeber der Reihe in Deutschland: „Es gab eine Rohübersetzerin und dann hat mein Vater die Textbearbeitung gemacht. Er hat geschaut, dass die Witze, es war ja viel bezogen auf die französische Politik, die anzupassen auf die deutsche Politik oder Anspielungen zu machen. Er hat das sehr viel mit uns besprochen. Er hat die Witze mit uns ausprobiert und hat uns immer nach unserer Meinung gefragt, das war toll“, schwärmt die Autorin. Durch den Beruf ihres Vaters ist Kabatek mit einem Keller voll mit Comicbüchern aufgewachsen. Somit waren das Lesen und der Humor immer ein großes Thema in ihrer Familie. Neben Asterix hat Kabatek aber auch andere Comics wie zum Beispiel Mickey Mouse oder die Lustigen Taschenbücher gelesen. Aber auch der evangelische Glaube der Mutter hat die Autorin vor allem in dem Buch „Losungsbüchle“ geprägt. Neben den Eltern hat außerdem noch eine andere Verwandte bei der die literarischen Entwicklung der Schriftstellerin eine Rolle gespielt: „Die Tante war Buchhändlerin und hat uns, wir waren vier Kinder, mit den Klassikern der Kinderbuchliteratur versorgt. Mit Ottfried Preußler, mit Astrid Lindgren, mit den Mumins. Wir haben alles zu Hause gehabt und wir haben alles Querbeet gelesen.“ Das Lieblingsbuch von Kabatek ist nach all der Zeit aber immer noch Astrid Lindgrens „Ferien auf Saltkrokan“.

Nichts ist so verrückt wie die Wirklichkeit

Lindgrens liebevollen Blick auf die Familie, die Menschen und auf ihre Schwächen hat die Schriftstellerin auch in ihren eigenen Büchern verinnerlicht. In ihrer ersten fünfbändigen Buchreihe dreht sich alles um Pipeline, die in Stuttgart lebt und das Katastrophengen hat: „Ich habe mir in dieser Reihe sehr viele absurde Geschichten ausgedacht. Zur fast jeder Geschichte gibt es mittlerweile eine Entsprechung in der Realität“, verrät die Autorin. „Ich habe zum Beispiel einmal eine Geschichte, bei der Pipeline im ‚Brezel Tango‘ mit einem anderen Mann zusammen einen Kinderwagen aus der Bahn hebt und beide denken, der gehört dem anderen. Das heißt, sie haben das Kind entführt und die Mutter sitzt in der Bahn. Irgendwann kam eine Frau und hat zu mir gesagt: ‚Mir ist das passiert an der Haltestelle am Favoritepark in Ludwigsburg. Genau diese Geschichte.‘ Man denkt immer man kann sich nichts ausdenken, was so verrückt ist wie die Wirklichkeit“, so Kabatek weiter. Tatsächlich verarbeitet die Autorin auch Geschichten aus ihrem eigenen Leben und greift gerne auf Erzählungen von Freunden zurück. Deswegen überlegen sich diese auch inzwischen zweimal, welche Geschichten sie der Schriftstellerin anvertrauen.

„Ich werde die Line nicht wieder auferstehen lassen.“

Auch das Buch „Ein Häusle in Cornwall“ ist durch das wahre Leben der Autorin inspiriert worden, und zwar durch einen Wanderurlaub in der englischen Gegend: „Das ist mir so im Gedächtnis geblieben, dass ich dann beschlossen habe, einen Roman zu schreiben. Dann bin ich vier Wochen in den kleinen Ort gegangen, um da einfach zu sein und zu recherchieren“, erzählt Kabatek. „Der erste Ort in ‚Ein Häuschen in Cornwall‘ spielt in einem realen Setting. Das heißt St. Agnes an der Nordküste und den zweiten Ort gibt es auch, aber den wollte ich nicht verraten. Den möchte ich ein bisschen, wenn dann Corona vorbei ist, als meinen Geheimtipp für mich selber. Ich verrate ihn ganz engen Freunden, aber ich habe es umbenannt in Port Piran“, so die Schriftstellerin. Auch die Fortsetzung „Cottage in Cornwall“ ist bereits fertig geschrieben und soll am 26. September erscheinen: „Im zweiten Roman wird dann erzählt, wie es weitergeht mit ihr [Emma] und ihrem englischen, neuen Lover. Die Schwierigkeiten, die sich darauf ergeben, dass aus der ersten Liebe nicht alles so harmonisch weiter geht und sie sich erst mal richtig durch einige Probleme kämpfen muss.“ Kabatek möchte jetzt aber nicht sofort an einem neuen Roman arbeiten, sondern erst mal den Kopf freibekommen und Lesungen ab dem Herbst machen. Wenn sie dann aber wieder zu schreiben beginnt, wird das neue Buch wahrscheinlich wieder in Stuttgart spielen. Eine Fortsetzung ihrer bisherigen Romane wird das aber nicht: „Ich werde die Line nicht wieder auferstehen lassen. Den Fehler werde ich nicht machen, aber vielleicht denke ich mir eine neue Figur aus, die in Stuttgart Chaos produziert.“

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