Berlin (dpa) – Nach der Festnahme der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette (65) setzen die Ermittler die Suche nach ihren Komplizen Ernst-Volker Staub (69) und Burkhard Garweg (55) unvermindert fort. Fest stehe: «Wir werden weiter fahnden», sagte der Präsident des LKA Niedersachsen, Friedo de Vries. Ein mit Klette in Berlin verhafteter Mann sei mittlerweile wieder auf freiem Fuß.
Klette nannte sich Claudia
Die gebürtige Karlsruherin Klette war am Montagabend gefasst worden. Bei ihrer Festnahme leistete sie keinen Widerstand, wie de Vries sagte. Die 65-Jährige sitzt wegen mehrerer Raubtaten in Untersuchungshaft. Klette lebte in einer Berliner Wohnung unter falscher Identität – einem Nachbarn zufolge unter dem Vornamen Claudia. Bei der Durchsuchung fanden die Ermittler den Angaben nach unter anderem Magazine einer Waffe und Patronen. Eine Waffe sei bislang nicht gefunden worden. Noch am Dienstagabend waren Ermittler in Klettes Wohnung, Polizisten trugen Tüten aus dem Haus, wie ein dpa-Reporter berichtete.
Versuchter Mord und Raubüberfälle
Der Festnahme durch Zielfahnder war jahrelange Ermittlungsarbeit unter Leitung der Staatsanwaltschaft Verden vorausgegangen. Die Anklagebehörde wirft Klette, Garweg und Staub versuchten Mord und eine Serie schwerer Raubüberfälle zwischen 1999 und 2016 in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen vor. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Überfälle nicht politisch motiviert waren – die Beschuldigten sollen die Taten begangen haben, um an Geld für ihr Leben im Untergrund zu kommen. Das Trio Klette, Staub und Garweg wird der sogenannten dritten RAF-Generation zugeordnet.
Dritte RAF-Generation
Daniela Klette steht nach dpa-Informationen auch im Verdacht, an einem Schusswaffen-Angriff auf die US-Botschaft in Bonn 1991 beteiligt gewesen zu sein. Vermutet wird außerdem die Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag auf die Justizvollzugsanstalt Weiterstadt 1993. Spuren deuten darauf hin, dass sie auch bei der Anti-Terror-Aktion 1993 im mecklenburgischen Bad Kleinen am Tatort war. Bei der Aktion starben damals der Polizist Michael Newrzella und der RAF-Mann Wolfgang Grams. Die frühere RAF-Terroristin Birgit Hogefeld wurde verhaftet.
Beharrlicher Rechtsstaat
Bei ihrer Vorführung beim zuständigen Ermittlungsrichter am Amtsgericht Verden habe Klette sich nicht zur Sache geäußert, sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Justizministeriums. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte zur Festnahme von Klette: «Der Rechtsstaat hat seine Beharrlichkeit und seinen langen Atem gezeigt. Niemand sollte sich im Untergrund sicher fühlen.»