Augen zu und durch – Karlsruher Chefarzt für nph Kinderhilfe im Einsatz

11. November 2019 , 07:30 Uhr

Karlsruhe (pm/cmk) Auf Haiti, Honduras, Mexiko und Nicaragua folgte kürzlich die Dominikanische Republik als erneutes Einsatzgebiet für Dr. Christian Scheib, ärztlicher Direktor der Augenklinik im Diakonissenkrankenhaus in Karlsruhe-Rüppurr. In Begleitung der Assistenzärztin Dr. Janna Georg war er vom 12. bis 19. Oktober 2019 im nph Kinderdorf in der Dominikanischen Republik – nahe der Stadt San Pedro de Marcorís sowie in den umliegenden Armenvierteln im Einsatz, um Augenuntersuchungen und -operationen durchzuführen. Die Gegend um die Stadt mit 200.000 Einwohnern ist geprägt von Zuckerrohrplantagen, auf denen schlecht bezahlte Arbeiter, häufig Flüchtlinge aus dem Nachbarland Haiti, unter extrem armen Bedingungen leben.

Untersuchungen und Operationen

Während des ehrenamtlichen medizinischen Einsatzes wurden bei Kindern und Jugendlichen im Alter von drei bis 20 Jahren 300 Untersuchungen und einige Operationen durchgeführt. Sowohl im nph-Kinderdorf als auch in den umliegenden Armenvierteln, den sogenannten Bateys, wurden auffällige Kinder und schwerwiegende Fälle bereits im Vorfeld registriert, um direkt nach der Ankunft von Dr. Scheib und Dr. Georg mit den Behandlungen zu starten und keine Zeit zu verlieren. Mathias Krahnert begleitete den Einsatz als Vertreter des Rotary Clubs Karlsruhe Fächerstadt, der das nph Kinderdorf ebenfalls schon mit einer Spende unterstützte. Er war als „Assistent“ der beiden Ärzte nicht wegzudenken. Er dokumentierte die Augenerkrankungen und Maßnahmen der einzelnen Patienten und schrieb alles für deren angelegte Karteikarten nieder, die nun die Grundlage für die weiteren Behandlungen vor Ort bilden.

Kein fließendes Wasser für die Chirurgen

Als unerwartet schwieriges Unterfangen stellte sich die Durchführung operativer Eingriffe in der staatlichen Klinik, die einen Operationssaal zur Verfügung stellte, dar. Es gab kein fließendes Wasser zum Händewaschen für die Chirurgen. Stattdessen musste dieses in einem Eimer herbei geschafft werden.  Ebenso musste das Ärzteteam das notwendige Material, wie OP-Besteck, Nadeln, Fäden zum Nähen und Kanülen zur Injektion der lokalen Anästhesie selbst besorgen und mitbringen. Dafür wurden in St. Domingo mehrere Medizinfachgeschäfte aufgesucht, um die entsprechenden Materialien zu erhalten.

Eigenes OP-Besteck mitgebracht

„Was hier für uns in der Beschaffung von medizinischem Basismaterial als selbstverständlich gilt, ist dort sehr mühsam zu bekommen und zusätzlich zeitraubend“, so Dr. Scheib, der zwar bereits sein komplettes medizinisches OP-Besteck dabei hatte, aber doch auf einige Materialien vor Ort angewiesen war. „Dennoch ist es uns gelungen alles, was notwendig war, zu erhalten, um den Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“, so Dr. Georg, deren erste gemeinsame Reise es mit Dr. Scheib in ein nph-Kinderdorf war. Sie zeigte sich beeindruckt und vor allem erfreut darüber, wie wenig die Menschen, die zum Teil bitterarm in der Umgebung leben, benötigen, um glücklich und zufrieden zu sein. So gibt es vereinzelt Kinder mit einer Sehkraft unter zehn Prozent, die bisher völlig unauffällig am Schulunterricht teilnehmen. Diese Kinder benötigen selbstverständlich eine andere Förderung als die übrigen Kinder. Insgesamt wurden 81 Patienten mit Brillen versorgt. In den Bateys wurden zahlreiche Patienten mit Glaukom (Grüner Star) und anderen Krankheiten identifiziert und erhielten kostenfrei die nötigen Medikamente.

„Augen zu und durch“

Auch dahingehend ist Dr. Scheibs Engagement unbändig. Er sammelt zusätzlich Spenden, damit möglichst schnell Brillen für die Kinder angeschafft werden können, die eine Sehhilfe benötigen. Mit vielen Widrigkeiten, die solche Einsätze in den nph Kinderdörfern  mit sich bringen, lebt Dr. Scheib immer wieder. Seine Devise lautet „Augen zu und durch“, um sich von den mehr als spartanischen Gegebenheiten und den manchmal sehr bedrückenden Situationen nicht abschrecken zu lassen und  seiner Berufung zu folgen.

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