Karlsruhe (cmk) Wer kennt sie nicht – Lenßen & Partner oder die Trovatos haben im täglichen Fernsehprogramm schon die kuriosesten Fälle als Privatermittler gelöst. Doch auch in der Realität haben Detektive aktuell alle Hände voll zu tun, sie profitieren von der aktuellen Corona-Pandemie und den Folgen. Auch eine Karlsruher Detektei ist momentan viel damit beschäftigt, Home Office-Lügner und Kurzarbeits-Betrüger zu enttarnen.
Viele Arbeitnehmer sind wegen der Corona-Pandemie ins Home Office oder sogar in Kurzarbeit geschickt worden. Doch können die Firmenchefs ihren Mitarbeitern in dieser Situation trauen? Oder beschäftigen sich die Angestellten in der eigentlichen Arbeitszeit mit ganz anderen Dingen? Oftmals werden dann heutzutage sogar Privatdetektive engagiert, um die Wahrheit herauszufinden. Gabriel Mosch, Privatdetektiv aus Karlsruhe, berichtet im Interview mit der neuen welle: „Es hat denke ich kein Arbeitgeber etwas dagegen, wenn man mal schnell die Spülmaschine ausräumt oder auf dem Balkon mal ein Kaffee getrunken wird. Was aber essentiell wichtig ist, dass die geschuldete Arbeitszeit irgendwo erbracht werden muss.“
Tatsächlich hat auch die Kanzlei, für die Mosch selbst arbeitet, in der aktuellen Corona-Situation alle Hände voll zu tun. „Es sind einige Aufträge mehr gewesen jetzt in der Corona-Zeit“, so der Detektiv. Eigenen Angaben zufolge kommen dort am Tag zwischen 25 bis 30 Anrufe von Chefs, die ihren Mitarbeitern offenbar nicht trauen. Doch nicht immer wird nach einer Anfrage direkt ermittelt. Die Ermittler benötigen zumindest einen Anfangsverdacht, um mit der Beschattung zu starten. „Wir brauchen einen gewissen Anfangsverdacht, wenn der Arbeitgeber seinen Mitarbeiter zum Beispiel zwischen 10 und 15 Uhr telefonisch und per Mail nie erreicht oder er von mehreren Leuten zu der Zeit schon beim Einkaufen gesehen wurde, dann sollen wir das für den Chef prüfen. Oder bei Kurzarbeit sagt ein Arbeitgeber zum Beispiel zu uns ‚Mir ist zu Ohren gekommen, dass der Mitarbeiter in Werkstatt XY gesehen worden ist, wie er Stoßstangen am Auto montiert hat‘“, erklärt Mosch.
Die Auftraggeber erhoffen sich dabei vor allem konkrete Beweise von den Detektiven. So berichtet der Ermittler: „Wenn es meinetwegen acht oder achteinhalb Stunden am Tag sind und sich der Arbeitnehmer in dieser Zeit im Garten befindet und mit den Nachbarn grillt und ein Bierchen trinkt und unter Umständen noch in verschiedenen Baumärkten unterwegs ist, dann wird das von uns so dokumentiert und an den Arbeitgeber weitergeleitet.“ Doch das darf man sich nicht wie im Fernsehen vorstellen. Ein Auto, das stundenlang ohne Ergebnis an derselben Stelle mitten im Wohngebiet steht? Fehlanzeige. „Wenn wir so einem Fall nachgehen ermitteln wir in einem Team von mindestens drei Detektiven. […] Vor Ort wird sich dann erstmal einen Überblick verschafft und geschaut, ob die Angaben vom Arbeitgeber stimmen. Dann wird gewartet, bis die Zielperson in den Sichtbereich tritt. […] In allen Fällen ist es so, dass nicht irgendwie ein Auto vor der Türe steht und das dort permanent stundenlang stehen bleibt und nichts passiert. Wir haben sehr viele Möglichkeiten als Detektive, uns anderweitig zu positionieren. Da muss also nicht dauerhaft ein Auto mit fremdem Kennzeichen stehen, das vielleicht hinten auch noch getönte Scheiben hat. In Wohngebieten ist das sehr auffällig und so arbeiten wir nicht.“
Durch seine Ermittlungen hat Mosch schon einige Schwindler ertappt. Sein wohl kuriosester Fall geschah dabei erst vor kurzem. Der Privatdetektiv erzählt von einer Zielperson, die sich freiwillig in Kurzarbeit begeben und von der Firma Zuschüsse erhalten hat. „Der Anfangsverdacht lag vor, dass dieser Mitarbeiter seine eigene Gartenbaufirma etwas hochfahren möchte und da auch weiterhin noch arbeitet, obwohl die Tätigkeit nicht vom Auftraggeber genehmigt war. Wir haben die Zielperson vier Tage lang observiert und sind dann auch an eine Baustelle geführt worden. Dort wurden Rollrasen und Platten verlegt und jetzt kommt das Kuriose: Dort wurde ein zweiter Mitarbeiter der Gartenbaufirma gesehen und es stellte sich dann im Nachhinein heraus, dass dieser Mitarbeiter auch zu der Mandantenfirma gehört hat und sich gleichzeitig dort krank gemeldet hat. Im Prinzip waren das dann zwei Fliegen mit einer Klappe.“