Dobel/Karlsruhe (lk) – Tierretter Uwe Lässig aus Dobel ist ein Helfer der ersten Stunde – er hat mit dem Tierrettungsdienst UNA vergangene Woche mehrere Transporter mit Hilfsgütern vollgepackt und ist an die polnisch-ukrainische Grenze gefahren, um die Spenden dort hin zu bringen. Aber auch, um menschliche und tierische Flüchtlinge zu uns nach Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zu bringen. Die Eindrücke, die er mitgebracht hat, spiegeln grausame Schicksale wider.
Uwe Lässig vom Tierrettungsdienst UNA „Union für das Leben“ in Karlsruhe ist seit Montag zurück aus dem polnisch-ukrainischen Grenzgebiet. Mit fünf Transportern hatte er sich vergangenen Freitag auf den Weg gemacht und die Hilfsgüter schnell an Mann und Tier gebracht. Unterstützung vor Ort gab es von Polizei, Militär, Gemeindeverwaltungen und dem Krisenstab. „Als wir in das Auffanglager drei Kilometer von der Grenze entfernt gegangen sind – 5.000 Leute in einer riesengroßen Sporthalle – haben wir so viel Leid und Elend, traurige Menschen und Tränen gesehen. Das kann man gar nicht beschreiben. Sowas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen“, sagt Lässig im Interview mit der neuen welle.
Die Eindrücke, die Uwe Lässig mitgebracht hat, sind bedrückend: „Die Leute sind über Tage im Kalten an der Grenze gestanden, durch Matsch gelaufen. Sie hatten nicht viel auf dem Leib, vielleicht einen dünnen Mantel, nasse Schuhe. An der rechten Hand ein Kind, in der linken Hand eine Plastiktüte und auf dem Arm zwei kleine Hunde oder Meerschweinchen. Sie sind völlig erschöpft gewesen. Bei sehr vielen Menschen habe ich in leere und tote Gesichter und Augen geschaut. Die haben nur noch gesagt `Ich kann nicht mehr´ oder `Ich habe Angst´. Manchmal vielleicht noch ein kleines Fünkchen Hoffnung – `Nehmt mich mit, ich muss hier weg´. Die Eindrücke spiegeln grausame Schicksale wider und sind noch gar nicht richtig von uns verarbeitet.“
Den Tierrettern der UNA ist aber auch viel Dankbarkeit entgegengebracht worden. Auf der Rückfahrt konnten insgesamt 19 menschliche und tierische Flüchtlinge mit genommen werden – 15 Menschen, zwei Hunde, ein Hamster und eine Schildkröte. „Die Menschen sind dankbar ohne Ende. Manchmal können sie es gar nicht zum Ausdruck bringen, aber man merkt es. Sie sind auf der 1.600 Kilometer langen Fahrt ganz langsam aufgetaut. Teilweise hatten sie unterwegs noch große Angst, dass wir sie beim Tanken aussetzen. Sie haben den Fahrer sogar gebeten, mit auf die Toilette zu gehen, weil sie Angst hatten, dass sie zurückkommen und wir nicht mehr da sind. Die Angst sieht man ihnen in den Augen an. Aber auch die Dankbarkeit zeigt sich in einem Lächeln.“
Der zweijährige Konstantin hat sich besonders in Uwe Lässigs Erinnerung gebrannt: „Der hat vermutlich das erste Mal seit Tagen wieder einen Schokoladen-Riegel gegessen. Wenn man sowas sieht, weiß man, warum man das alles macht. Mit den Tieren ist es dasselbe. Wir hatten einen Hund dabei, der völlig dehydriert war. Wir hatten Nager, die seit Tagen nichts zu Fressen hatten. Die konnten wir in unserem Tierrettungswagen versorgen und aufpäppeln, damit sie überhaupt überleben können. Auch kranke Menschen waren mit uns unterwegs, mit einer beginnenden Lungenentzündung. Die haben wir dann schlicht und einfach im Tierrettungswagen bis zur medizinischen Versorgung mit behandelt. Wir hatten alles dabei für Mensch und Tier.“
Auch in Zukunft sind weitere Fahrten geplant: „Wir brauchen weiterhin Sachspenden. Wir brauchen natürlich auch finanzielle Mittel. Wir sind mit den Autos insgesamt 20.000 Kilometer gefahren in diesen drei Tagen. Das sind hohe Kosten für Verpflegung und Sprit. Und wir suchen zwei weitere Transportfahrzeuge, vielleicht auch von einem Autohaus.“ Weitere Hilfsfahrten sind so lange geplant, wie die Tierretter noch Spenden bekommen. Der nächste Futtertransport macht sich bereits am Wochenende auf den Weg. Der nächste große Konvoi ist in etwa zwei bis drei Wochen geplant. „Die Pendeltour bis zur ukrainischen Grenze wollen wir alle 14 Tage anbieten – der Bedarf ist auch da.
Geld kann per Paypal (kontakt@tierrettungsdienst.eu) oder per Überweisung auf das Konto bei der Bank für Sozialwirtschaft mit der IBAN DE84 6012 0500 0008 7449 00 gespendet werden. Bitte als Verwendungszweck unbedingt „Ukraine“ angeben. Und wenn Sie zum Beispiel mit einem 9-Sitzer Bus aushelfen können, melden Sie sich bitte telefonisch bei uns der neuen welle unter 0721/2016300. Wir leiten das Ganze an den Tierretter Uwe Lässig weiter.