Heidelberg (pol/dpa/lk) – Im Hörsaal der Uni Heidelberg eröffnet ein Mann das Feuer. Es gibt ein Todesopfer und drei Verletzte. Auch der Täter ist tot – doch was war sein Motiv? Die Polizei hat eine Hotline für Angehörige eingerichtet. Die Peterskirche (Plöck 70) als Universitätskirche in Heidelberg ist am heutigen Montag bis 22 Uhr geöffnet, Seelsorgerinnen und Seelsorger sind vor Ort.
Bei einem Amoklauf in einem Hörsaal der medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg hat ein Mann junge Frau erschossen und drei Menschen verletzt. Der Täter sei am Montagmittag mit einem Gewehr bei laufender Vorlesung in den Hörsaal gestürmt und habe um sich geschossen, teilte die Polizei mit. Der Mann, der selbst Student gewesen sein soll, habe der jungen Frau in den Kopf geschossen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen. Sie sei ihren schweren Verletzungen wenige Stunden nach der Tat erlegen. Ein Großaufgebot von Polizei und SEK waren im Einsatz, auch ein Polizeihubschrauber kreiste über dem Campus.
Als der Täter kurz vor 12.30 Uhr in den Hörsaal kam, habe er einen hellen Rucksack mit sich getragen, in dem sich weitere Waffen und Munition befunden hätten. Nach der Tat sei der Mann aus dem Uni-Gebäude nach draußen geflohen und habe sich selbst getötet, bestätigte ein Polizeisprecher. Nach ersten Erkenntnissen soll er keine politischen oder religiösen Motive gehabt haben. Man gehe eher von einer Beziehungstat oder psychischen Problemen aus, hieß es in den Sicherheitskreisen. Zur Identität der Verletzten und des Täters machte die Polizei zunächst keine Angaben. Unklar blieb vorerst auch, woher der Mann die Waffen hatte. Schon kurz nach der Tat am Mittag hatte die Polizei erklärt: „Wir gehen nicht von weiteren Tätern aus.“ Zur Sicherheit werde das Gelände aber weiter abgesucht. Gegen 15.15 Uhr bestätigte die Polizei, der Mann sei ein Einzeltäter gewesen. „Derzeit ist keine Gefahrenlage mehr gegeben.“
Das Neuenheimer Feld vor den Toren der Heidelberger Altstadt ist weiträumig abgesperrt. Die Polizei forderte Autofahrer auf, das Gelände zu umfahren, damit Rettungskräfte freie Fahrt haben. Im Neuenheimer Feld befinden sich überwiegend die naturwissenschaftlichen Fakultäten, Teile des Uniklinikums, der Botanische Garten sowie Wohnheime der Studenten. Der Heidelberger Zoo und der Olympiastützpunkt Rhein-Neckar grenzen direkt an. Die Polizei richtete eine Hotline für Angehörige ein. Am Gelände der Universität standen Dutzende Polizei- und Krankenwagen. Experten untersuchten einen Rucksack, auch ein Gewehr war auf Bildern zu sehen. Vor den Absperrungen standen junge Leute beisammen.
Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer besuchte noch am Nachmittag den Tatort und zeigte sich erschüttert: „Ich bin entsetzt. Es lässt einen sprachlos zurück, wenn unschuldige junge Menschen im Hochschulbetrieb so etwas erleben müssen. Ich bin in Gedanken bei denen, die verletzt wurden und betroffen sind. Ich wünsche mir sehr, dass bald Genesung eintritt.“ Auch die Studierendenschaft äußerte sich fassungslos. „Wir sind unendlich schockiert. Das ist eine Katastrophe, die sich allem Denkbaren zwischen Vorlesungen, Klausuren und Unileben entzieht“, sagte der Vorsitzende Peter Abelmann.