Karlsruhe (mt) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker Promis aus der Region. Diesmal war der Betreiber der „Alten Hackerei“ Christian Bundschuh alias Plüschi zu Gast. Plüschi ist der Kopf hinter der Punk-Kult-Kneipe im Kreativpark-Ost in Karlsruhe.
Als Veranstalter ins Gespräch gekommen ist Plüschi über seine ersten Konzerte im ehemaligen Schlachthof, als dieser tatsächlich noch zum Schlachten genutzt wurde: „Wir haben donnerstags den Schlüssel bekommen, haben freitags im Schweinestall ein Konzert gemacht und am Samstag mussten wir den wieder gesäubert übergeben. Dann kamen die nächsten Schweine rein.“ Plüschi und seine Kollegen haben sich daraufhin mit der Fächer GmbH und der Verwaltungs GmbH kurzgeschlossen und die „Alte Hackerei“ als Konzertlocation angefragt. Nach Verhandlungen wurden Plüschi die Räumlichkeiten überlassen, anfänglich aber nur mit Halbjahres-Verträgen. „Wir haben 2 bis 3 Monate renoviert, eine Bühne reingestellt und angefangen Betrieb zu machen. Das war sehr klein und die Klos waren hinter der Bühne“, erzählt Bundschuh. Die Kneipe hat sich in Karlsruhe aber nach und nach fest etabliert. Inzwischen ist die Anlage auch um eine neue Toilettenanlage, einen zweiten Gastraum und einen Biergarten gewachsen.
Ein absolutes Highlight in der „Alten Hackerei“ ist die „Top oder Flop?! – SchallplattenAuktion“. Besucher bringen eigene Scheiben mit und der Conférencier DIXIGAS versteigert sie. „Die Platten werden teilweise zu guten Preisen versteigert und das Geld geht direkt an den Besitzer zurück“, erklärt Plüschi das Konzept. Platten, die nicht verkauft werden, ereilt allerdings kein gutes Schicksal. „Die werden im Laufe des Abends gesammelt und dann gibt es eine zeremonielle Zerstörung von den Zerstörern“, erzählt Bundschuh. Bei den Zerstörern handelt es sich um Orgel Krueger und Bingo Bongo. Mit einer Platten-Guillotine geht es den unliebsamen Scheiben an den Kragen. Wer bei dem Event einmal live dabei sein möchte, am 16. März ist die nächste Schallplattenauktion. Los geht es ab 19 Uhr.
Auch außerhalb seiner Tätigkeit als Betreiber der „Alten Hackerei“ hat Plüschi ein Herz für Musik. Mit neun hat er mit Klavierunterricht angefangen. Mit zwölf hat er dann die Rockmusik für sich entdeckt und wollte selbst anfangen, Schlagzeug zu spielen. Für seinen klassikhörenden Vater kam das aber nicht in Frage. Bei einem Mitschüler hat Plüschi sich daraufhin einen E-Bass gekauft. „Mein Vater hat gesagt, wenn du E-Bass spielen willst, dann lerne doch Kontrabass. Das hab ich auch gemacht, war aber nicht sehr erfolgreich“, lacht Plüschi. Über Umwege ist er mit 19 dann doch noch zum Schlagzeugspielen gekommen. Das Musikmachen steht neben der Kneipe bei Plüschi bis heute noch immer an erster Stelle: „Das ist mehr als ein Hobby. Es gehört zur Identität und eine Band zu haben ist ganz, ganz wichtig.“
Weil ihm die Musik so wichtig ist, versteht Plüschi die Probleme der Karlsruher Bands. Denn hier ist es gar nicht so leicht einen Proberaum zu ergattern. „Vor anderthalb Jahren hat sich herausgestellt, dass ein Großteil der Proberäume in privater Hand liegt und diese die Gebäude neu gestalten und sanieren will“, erzählt er. „Dadurch würde man viele Proberäume verlieren. Das ist ganz schwer für die Musikszene.“ Zusätzlich verdienen die meisten Musiker, die auf Proberäume angewiesen sind, noch kein Geld und können sich die hohen Summen nicht leisten. „Das ist eine Hobby-Geschichte und die muss auch bezahlbar bleiben“, sagt Plüschi. In den Augen von Bundschuh tragen die vielen überregional tourenden Karlsruher Bands, die Marke der Stadt auch nach außen und machen sie bekannt. „Man muss für diese Leute Raum schaffen.“ Verschiedene Club-Betreiber und andere Akteure in Karlsruhe arbeiten bereits daran, in Zukunft weitere bezahlbare Proberäume zu schaffen.