Nachhaltiger und energieeffizienter wohnen – das wollen heute die meisten Menschen. Viele üben sich dabei auch in Verzicht und verkleinern ihren Wohnraum oder bauen gar erst kleinere Häuser oder explizite Tiny Houses. Doch die aktuellen Hausbautrends gehen über derlei Phänomene hinaus. Es lassen sich einige weitere, deutlich interessantere Trends beobachten, die vielleicht nicht ständig präsent sind, die aber enormes Potenzial haben, in Zukunft die Entscheidungen vieler Menschen beim Hausbau zu bestimmten. Welche Trends sind das derzeit und warum genau haben sie ein solch enormes Potenzial?
Im ersten Hausbautrend der Gegenwart kommen gleich zwei Phänomene zusammen, die die Zukunft der Baubranche weiter stark verändern dürften: Die Individualität von Bauprojekten und die Fertighausbauweise. Das eine bedingt inzwischen oft das andere.
Grundsätzlich lässt sich ein Trend hin zur Individualisierung in unserer heutigen Gesellschaft erkennen. Das Zukunftsinstitut, das sich selbst als einer der „wichtigsten Think-Tanks der Trend- & Zukunftsforschung“ spricht gar von einem „Megatrend“. Einleitend zum entsprechenden Artikel heißt es dort:
„Im Megatrend Individualisierung spiegelt sich das zentrale Kulturprinzip der aktuellen Zeit: Selbstverwirklichung innerhalb einer einzigartig gestalteten Individualität. Er wird angetrieben durch die Zunahme persönlicher Wahlfreiheiten und individueller Selbstbestimmung. Dabei wird auch das Verhältnis von Ich und Wir neu ausgehandelt. Es wächst die Bedeutung neuer Gemeinschaften, die der Individualisierung künftig ein neues Gesicht verleihen.“
Genau das lässt sich in verschiedenen Formen bei Bauprojekten immer häufiger beobachten: Sowohl die Zahl der Einpersonen-, Single- als auch Paarhaushalte steigt. Familien werden tendenziell eher spät gegründet und es kommt immer häufiger zur Bildung von Patchworkfamilien. Weiterhin ist es nicht mehr unüblich, die Arbeit häufiger zu wechseln, was oft auch eine grundlegende Veränderung der Lebensumstände mit sich bringt.
All das führt dazu, dass Bauinteressenten vermehrt auf flexible Baufinanzierungen setzen. Das Credo „maximale Flexibilität und individuelles Wohnen müssen heute sein“ wird zum Standard der Bauvision. Und genau hierauf haben sich Anbieter von Modul- und Fertighäusern inzwischen auch spezialisiert.
Durch stetige Weiterentwicklungen und den technischen Fortschritt in der Baubranche, sind ehemalige Schwachstellen von Fertighäusern ausgemerzt. Statt Kataloghaus vom Band lassen sich auch bei Fertighäusern heute schnell und unkompliziert individuelle Wünsche erfolgreich umsetzen. Nach einer digitalen Projektplanung kann der Bau von Modulhäusern heute sogar oft ohne Aufpreis und unter Berücksichtigung der heute ebenfalls vielen so wichtigen Energieeffizienzstandards erfolgen. Zukünftig wird das „Mehr“ an Mitspracherecht im Planungsprozess, das heute schon oft ermöglicht wird, sicherlich zur Normalität werden.
Unter anderem durch enorme Mietsteigerungen, deren Resultat teilweise weit über den durchschnittlichen Löhnen liegt, kam es auch in Deutschland in den vergangenen Jahren zu einem Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Die Frage etwa, ob man sich ein Haus leisten kann, hängt dabei maßgeblich auch vom Standort ab. Ballungszentren und Großstädte, wie Hamburg, Berlin und Frankfurt und insbesondere auch schon immer teure Städte, wie München, werden gerade für junge Menschen und Familien immer weniger bezahlbar.
Um dem entgegenzuwirken, werden in einigen Städten immerhin nach und nach Maßnahmen getroffen, die effektiv zu mehr bezahlbarem Wohnraum beitragen sollen. Mit Hilfe von Nachverdichtung, bei welcher bereits bebaute oder noch leerstehende und ungenutzte Gebiete nachträglich dichter bebaut werden, um den knappen Platz etwa in Großstädten optimal auszunutzen, können städtische Unterkünfte wieder bezahlbar werden.
Für Immobilienunternehmen geht es heute oft schon darum, möglichst schnell Standorte auch an Stadträndern ausfindig zu machen und mit lokalen Behörden oder anderen Partnern zusammenzuarbeiten, um den Verkehr und die Infrastruktur zu verbessern. Dadurch sollen diese Gebiete für potenzielle Bewohner genauso attraktiv werden, wie die Wohnmöglichkeiten in den hochkarätigen Vierteln.
Da auf die Nachfrage nach individuellem und erschwinglichem Wohnraum schnell reagiert werden muss, kommen die bereits erwähnten Fertighäuser und Module ins Spiel. Auch werden Häuser aus dem 3D-Drucker aus diversen Gründen immer interessanter. Zwar belaufen sich die Angebote noch auf ein Minimum, doch sie steigen stetig und die Weiterentwicklung ist in vollem Gange. Die Vorteile des 3D-Druckerhauses liegen auf der Hand: Einerseits belaufen sich die Kosten durch die wenig benötigten Materialien auf ein Minimum herkömmlicher Bauprojekte. Inklusive Innenausbau steht manch ein Haus aus dem 3D-Drucker zudem schon innerhalb von rund 100 Tagen. Und auf gestalterischer Ebene eröffnet der 3D-Druck für Architekten ebenfalls unendlich viele Möglichkeiten.
Wo einerseits Wohnen immer teurer wird, möchten doch viele Bauherren dennoch keine Abstriche beim Aspekt der Gesundheit machen. Im Gegenteil: Die Wohngesundheit wird für viele Menschen immer wichtiger. Viele Menschen sind bereit für gesündere Wohnverhältnisse auch noch einmal tiefer in die Tasche zu greifen.
Das zeigt sich allein darin, dass, Studien zufolge, ökologische Baustoffe in der Bauwirtschaft immer stärker nachgefragt werden. Zwar haben ökologische Baustoffe vor allem in Norwegen, Polen, Frankreich und der Schweiz enorm hohes Potenzial für die Zukunft, doch auch in Deutschland lässt sich bei immer mehr Menschen eine höhere Zahlungsbereitschaft feststellen.
Es geht den Bauherren und Interessenten bei der ökologischen Nachhaltigkeit von Bauprodukten vor allem um folgende drei Aspekte:
Doch auch Faktoren, wie die Luftwechselrate, Gerüche und andere Immissionen, die die Raumluftqualität beeinflussen, Oberflächentemperaturen und die Luftfeuchtigkeit und -temperatur, die zur Behaglichkeit beitragen oder die Erlebnisqualität, die sich durch die Haptik und das Aussehen von Oberflächen ergibt, spielen eine Rolle. Dass durch einen modernen Einsatz von anorganischen Materialien wie Ziegelsteinen, Beton und Kalk-, Gips- oder Lehmputze Zusatzkosten entstehen, wird allein für den Wohlfühlfaktor gerne in schadstofffreien oder -armen Häusern Kauf genommen.
Dass sich auch Smart Homes immer mehr auf dem Vormarsch befinden dürfte Schnee von gestern sein. Dass sich die moderne Technik im Haus aber durchaus auch mit Aspekten der Nachhaltigkeit vertragen kann, ist für viele eher weniger vorstellbar. Doch genau das ist bei einer guten Planung der Fall.
Denn smartes Wohnen bedeutet nicht nur luxuriöse Features, wie automatisch angehende Leuchten im und ums Haus, smarte Rollläden, die sich zu einer bestimmten Zeit oder einer bestimmten Dunkelheit selbst schließen oder den derzeit wohl noch am häufigsten genutzten Anwendungen, der Vernetzung von Unterhaltungselektronik und auch der Sprachsteuerungssoftware.
Mit Hilfe von smarter Technik zuhause lässt sich nämlich zum Beispiel auch eine intelligente Regelung der gesamten Heizungsanlage vornehmen, was neben einem Zusatz an Komfort auch dabei hilft, Ressourcen effizienter zu nutzen und Geld zu sparen. Auch eine automatische Klimasteuerung unterstützen mit smarter Belüftungstechnik eine effiziente Heizung. Und bedarfsgerechtes Licht erzeugt nicht nur meist eine wohnlichere Stimmung, sondern führt mit Hilfe smarter LED-Beleuchtung oft auch zu jährlichen Einsparungen im Bereich hunderter Euros.
Neben einer bereits erwähnten erhöhten Mitsprache beim eigenen Bauprojekt rückt auch die Partizipation als Hausbautrend der Zukunft immer mehr in den Fokus. Gemeint ist damit der für viele stärker werdende Wunsch, nicht nur Entscheidungen zu fällen, die die eigene Immobilie betreffen, sondern auch all jene, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft befinden.
Was zunächst ein wenig absurd klingen mag, ist eigentlich ein Bedürfnis, das man als friedlich zusammenlebende Nachbarschaft teilt. Wer wohnt, lebt nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern immer auch in einem Gebiet und hier wiederum in einer Art Wohnquartier. In diesem möchte man sich bestenfalls genauso wohlfühlen, wie zuhause.
Das funktioniert nur, wenn die Gemeinschaft in die Schaffung eines lebenswerten Umfeldes eingebunden wird. Die Sicherung etwa einer leistungsfähigen Infrastruktur sowie sinnvolle Gemeinschaftsflächen sollten von allen in Angriff genommen werden. Gerade im urbanen Raum kommen zum Beispiel gemeinschaftlich genutzte Gärten immer häufiger ins Gespräch. Da nicht jeder eine eigene Grünfläche besitzt, kann ein gemeinsam genutzter Garten das Viertel aufwerten und durch natürliche Begegnungen zudem den sozialen Zusammenhalt stärken.
Während die einen immer noch der Anonymität frönen, die eine Großstadt eben heutzutage oftmals nicht nur bietet, sondern automatisch erwirkt, sehnen sich andere auch im urbanen Raum wieder nach mehr Gemeinschaft. Coworking-Spaces und die erwähnten Gemeinschaftsgärten sind nur zwei offensichtliche Auswirkungen dieser Sehnsucht (und haben natürlich etwa auch ökonomische Gründe).
Wem derlei sporadisches Zusammenkommen mit inbegriffener anschließender Trennung nicht genug ist, der orientiert sich mitunter sogar beim Wohnen selbst nach Gemeinschaft. Im Bereich des „Co-livings“ stechen insbesondere die – oftmals barrierefreien – Mehrgenerationenhäuser hervor. Schon jetzt werden vielerorts gezielt Häuser gebaut, deren zukünftige Bewohner ganze genaue Vorstellungen des Zusammenlebens haben.
Je nach Wohnform können bestimmte Räume der Mehrgenerationenhäuser, wie etwa das Wohnzimmer oder die Küche als Begegnungsort dienen und gemeinschaftlich genutzt werden. Anders als oft angenommen muss es sich bei den Bewohnern hierfür nicht um Kinder, Eltern, Großeltern, Freunde und Bekannte handeln. Vielmehr können auch sich vorher völlig Fremde unterschiedlichen Alters wie in einer großen WG in solchen Häusern zusammenwohnen.
Gerade das Soziale steht bei solche Bauprojekten im Vordergrund. Wer gemeinsam lebt und sich gegenseitig umeinander kümmert, sorgt dafür, dass keiner der Gemeinschaft „abgehängt“ wird. Die Jungen helfen den Älteren, während dieser wiederum etwa auf die Jüngsten aufpassen, wenn die Eltern arbeiten müssen. Eine solche Gemeinschaft profitiert darüber hinaus oft von Kostenersparnissen etwa durch geteilte Nebenkosten wie Strom, Telefon, Fernsehen und Internet, wobei oft jeder anteilsmäßig das beiträgt, was er sich leisten kann. In Zukunft dürfte sich gerade auch in Großstädten das Mehrgenerationenwohnen noch viel weiterverbreiten.