Karlsruhe/Rastatt (lk) – Es gibt Ärger in Karlsruhe – wegen einer Hundewiese in der Weststadt. Hundebesitzer freuen sich zwar über die umzäunte Auslauffläche für ihre Vierbeiner, doch die Anwohner beklagen sich über Lärm und Gebell. Ein anderes Bild zeigt sich in Rastatt, dort wurden im vergangenen Sommer drei Hundefreilaufflächen eröffnet. Zwar hatte die Stadt mit Beschwerden gerechnet – doch diese blieben aus!
Immer mehr Menschen haben sich in der Pandemie ein Haustier zugelegt. Hunde und Katzen boomen auch in Karlsruhe. Die Stadt hat darauf reagiert und inzwischen die vierte Hundefreilauffläche im Karlsruher Westen eröffnet. Zuvor gab es bereits drei Auslaufflächen im Osten: am Alten Schlachthof, an der Prießnitzstraße und an der Stumpfstraße. Doch die neu umzäunte Hundewiese an der Hildapromenade erzürnt die Gemüter. Zwar wird sie von Hundebesitzern gut frequentiert, Herrchen und Frauchen tauschen sich aus, die Hunde toben und bellen ohne Leine, Hundebesitzer aus anderen Stadtteilen kommen extra mit dem Auto angefahren – doch genau das stört die Nachbarn im Stadtteil Mühlburg. Im Gespräch ist jetzt eine Verlegung der Wiese aus dem Wohngebiet heraus.
Ante M. Abel ist Initiatorin einer Unterschriftensammlung. Sie ist nicht gegen Hunde und ihre Besitzer, sondern gegen die Freilauffläche. „Angefangen vom ästhetischen Aspekt mit Holzpflöcken und Wildgehegedraht. Dann die Gegenstimmen der Anwohner aufgrund des Gebells. Auch die unterschiedlichen Nutzungszeiten von früh morgens bis spät in die Nacht erzeugen einen Lärmpegel. Außerdem verliert die Fläche zusehends an Qualität, mittlerweile ist es nur noch ein festgetrampelter Acker. Wenn es regnet, stehen hier die Pfützen. Nicht alle Besitzer machen die Hinterlassenschaften ihrer Hunde weg. Zudem haben wir einen gewissen Hundetourismus festgestellt. Am Wochenende ist hier sehr viel los, da kommen sogar Leute aus der Pfalz. Das verschärft auch wieder die Parkplatzsituation.“
Eine Anwohnerin, die gerne anonym bleiben möchte, schildert im Interview mit der neuen welle: „Mein Schlaf- und Arbeitszimmer reichen beide in Richtung Hundewiese. Durch die starke Frequentierung, die ja eigentlich sinnvoll ist, bin ich im Homeoffice unter Dauerbeschallung mit Hundegebell. Ich sitze im Arbeitszimmer und höre es die ganze Zeit.“ Die Frau würde sich wünschen, dass die Hundewiese mitten im Wohngebiet abgebaut und ein anderer Standort – beispielsweise in der Günther-Klotz-Anlage oder im Otto-Dullenkopf-Park – gefunden würde. „Dann wären alle glücklich, weil die Anwohner nicht durch das Bellen gestört werden und die Hundebesitzer weiterhin eine Fläche haben, wo sie ihre Hunde ungestört spielen lassen können.“
Daniela Schott kommt mit ihrem Hund Frodo regelmäßig zur Hundewiese an der Hildapromenade. Da sie zu unterschiedlichen Zeiten an die Freilauffläche kommt, kann sie die Beschwerden der Anwohner nicht verstehen: „Dass hier von morgens bis abends Hundegebell ist, ist so nicht wahr. Aber ich verstehe auch die Stadt nicht, warum sie eine Hundewiese mitten ins Wohngebiet baut. Wir hoffen, dass die Wiese verlegt und so der Abstand zu den Anwohnern etwas größer wird. Denn die umzäunte Wiese ist Entspannung für Mensch und Hund. Endlich können die Tiere frei laufen, spielen und ihr Sozialverhalten ausleben. Und ich muss nicht so extrem aufpassen, dass keine Unfälle passieren. Auch der Austausch unter den Besitzern ist gerade in der Pandemie sehr schön.“
Das Pilotprojekt an der Hildapromenade läuft seit einem Gemeinderatsbeschluss und ist angelegt für zwei Jahre. Bereits seit 2017 hatte sich Andreas Gold von der Initiative „Hundegarten in Karlsruhe“ für solch eine Auslauffläche eingesetzt. „In der Stadt müssen Hunde ständig aufpassen, dass sie nicht überfahren werden oder einem Fahrradfahrer begegnen.“ Mit Petra Lorenz aus dem Karlsruher Gemeinderat hat er sich für die Idee stark gemacht. Sie sagt: „Ich kann beide Seiten verstehen. Die Fläche wird gut angenommen. Was wir nicht auf dem Schirm hatten, war, dass es hier so nah an der Wohnbebauung ist. Um für die Anwohner eine Lösung zu finden, würde ich dafür plädieren, dass die Fläche an den Friedhof verlegt wird. Dann hätten wir Frieden für alle.“
Ein anderes Bild zeigt sich in Rastatt: dort hatte die Stadt im vergangenen August insgesamt drei Hundeauslaufflächen im Stadtgebiet eröffnet. Zwar hatte es Bedenken gegeben, doch inzwischen laufe alles reibungslos, sagt Ulrich Steinam vom Grünflächenamt Rastatt: „Die Flächen werden gut genutzt, einen Hundetourismus konnten wir nicht feststellen. Im Vorfeld hatten wir Gegenwind bekommen, da die Bürger befürchten, die Grünanlagen nicht mehr zum Fußball spielen oder Picknicken nutzen zu können. Aber es gab bislang keinerlei Beschwerden.“ Die Flächen seien nicht eingezäunt und im Umfeld wären zusätzliche Kotbeutelspender und Mülleimer aufgebaut worden. „Bei uns halten sich die Unterhaltskosten damit in Grenzen. Da können wir uns sogar noch eine vierte Freilauffläche leisten.“