Stuttgart (pm/tk) – Der Himmel leert sich, die Mauersegler ziehen fort. Sie gehören zu den ersten Zugvögeln, die Baden-Württemberg den Rücken kehren. Viele sind schon unterwegs gen Süden. Weil die Brutvögel den Großteil ihres Lebens in der Luft verbringen, ist ihre Muskulatur gut trainiert. Trotzdem ist die Reise ins Winterquartier kein Urlaubsflug – sie ist lang, anstrengend und voller Gefahr.
Im August und September ist die Hauptreisezeit der Vögel. Dabei ist Baden-Württemberg auch Rastplatz für vom Norden und Osten durchziehende Vogelarten, wie Mäusebussard, Turmfalke, Kiebitz, Haus- und Gartenrotschwanz. „Den Startimpuls zum Abflug geben genetische Informationen, die abnehmende Tageslänge und das schwindende Nahrungsangebot“, erklärt NABU-Ornithologe Stefan Bosch. Mauersegler versorgen zwischen Mai und Juli eine Brut und fliegen danach bis nach Äquatorialafrika, etwa ins Kongobecken, wo die Insektenfresser überwintern. Ihre Zugzeiten verschieben sich wegen des Klimawandels: In den vergangenen 50 Jahren kehrten sie bis zu zwei Wochen früher zu uns zurück und reisen einige Tage später ab. „Die Witterung scheint den Mauerseglern eine längere Brutperiode zu bescheren“, vermutet Bosch.
Nach dem Mauersegler machen sich im Laufe des Augusts auch Turteltaube, Wendehals, Waldlaubsänger, Uferschwalbe, Gartengrasmücke und Sumpfrohrsänger auf den Weg. Rauch- und Mehlschwalbe, mit denen die Mauersegler oft verwechselt werden, verlassen uns im September. Viele Schwalben haben zum zweiten oder dritten Mal gebrütet und versorgen noch hungrig bettelnde Jungvögel im Nest.
Die Mauersegler sind Sommergäste in unseren Siedlungen. Sie sind an ihrem rußschwarzen Gefieder, der gebogenen, sichelförmigen Flügelform und den lauten Sriih-Sriih-Rufen gut erkennbar. In Baden-Württemberg haben sie ihren Schwerpunkt in den städtischen Metropolen Rhein-Neckar, Freiburg und Mittlerer Neckarraum. Die aktuell etwa 16.000 bis 23.000 Brutpaare schwinden und der Vogel ist hierzulande auf der Vorwarnliste der Roten Liste. Es mangelt dem Segler an Nistplätzen in hohen Wohnhäusern, Türmen und Fabriken. Neubauten und energetische Sanierungen sperren ihn immer häufiger aus, da Brutnischen in Mauerlücken, am Dachtrauf oder unter Ziegeln verschwinden. Zudem fehlt es an Fluginsekten wie Mücken sowie Spinnen, die er im Flug erbeutet.
Die Zeit bis zur Rückkehr der Mauersegler Ende April aus dem Winterquartier können Vogelfreundinnen und -freunde nutzen, um Nisthilfen zu bauen und am Haus anzubringen, und im Garten für blühende naturnahe Grünflächen mit ausreichendem Insektenangebot zu sorgen.