Region (dpa/svs) – Mit dem Zug an den Bodensee und in den Schwarzwald – für neun Euro im Monat ist das nun im Nahverkehr möglich, so oft man will. Reisende und Pendler können jetzt ihre 9-Euro-Tickets für Fahrten im Öffentlichen Personennahverkehr nutzen. Im Juni, Juli und August sind Fahrten mit diesen Sonderfahrkarten im ganzen Bundesgebiet möglich. Die erstmalige Nutzung des 9-Euro-Tickets ist im Südwesten aus Sicht der Deutschen Bahn problemlos verlaufen. «Es gab einen ruhigen Betriebsstart in den ersten Tag des 9-Euro-Tickets», sagte eine Bahnsprecherin. Auch beim Karlsruher Verkehrsverbund war nichts von Überlastung zu spüren. Vor der Corona-Pandemie habe es im Schnitt deutlich mehr Fahrgäste gegeben als derzeit. «Wir haben also noch Luft nach oben», sagte ein Sprecher des KVV mit Blick auf die Kapazitäten. Bundesweit wurden bis kurz vor dem Start rund sieben Millionen der Sonderfahrkarten verkauft.
Eine Sprecherin des Stuttgarter Verkehrs- und Tarifverbundes berichtete, die Sonderfahrkarte werde rege genutzt. «Es sind mehr Leute unterwegs.» Bahnsteige seien aber nicht überfüllt. Am langen Pfingstwochenende wird allerdings mit Andrang am Bodensee, im Schwarzwald und in anderen Tourismusgebieten gerechnet. Ein Sprecher des Tourismusverbands Hochschwarzwald sagte, das Angebot für den öffentlichen Nahverkehr werde begrüßt. Es lasse sich aber noch nicht absehen, wie es sich in der Ferienregion konkret auswirken werde. Gut erreichbare Ziele seien beispielsweise Hinterzarten, der Titisee und der Schluchsee.
Die Deutsche Bahn hatte angekündigt, sich auch im Südwesten für den erwarteten Ansturm zu rüsten und ihre Kapazitäten zum Start des Sondertickets auszuweiten. An einigen großen und stark frequentierten Bahnhöfen wird zusätzliches Personal auf den Bahnsteigen eingesetzt. Nach Angaben des Stuttgarter Verkehrsministeriums gilt ein besonderes Augenmerk Strecken, die bereits unter normalen Bedingungen beliebt sind. Beispiele sind die Frankenbahn, die Strecken in Richtung Bodensee und der Murgtäler Freizeitexpress, der in den Schwarzwald fährt.
Bundesweit wurden bis kurz vor dem Start rund sieben Millionen der Sonderfahrkarten verkauft, wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) berichtet hatte. Im Südwesten gingen hunderttausende Tickets an Kundinnen und Kunden – eine präzise Zahl gibt es dem regionalen VDV-Verband zufolge nicht. Mit dem Angebot will die Bundesregierung Bürger angesichts der Inflation entlasten und den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel attraktiver machen.
Zum Start des 9-Euro-Tickets befürchtet Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann eine Überlastung der Züge. Vor allem am kommenden Pfingstwochenende sei die Gefahr groß, wie Hermann am Mittwoch in Stuttgart sagte. Er sei gespannt, ob die Kapazitäten ausreichen. Es bestehe außerdem die Gefahr, dass nach dem 9-Euro-Ticket die Fahrpreise wieder steigen, sagte Hermann. Nach Ansicht des Grünen-Politikers stellt der Bund zu wenig Geld zur Verfügung, um das 9-Euro-Ticket finanzieren zu können. Bezahlen müssen laut Hermann am Ende die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. «Wir werden für den nächsten Haushalt im Bund kämpfen – kämpfen müssen -, dass es dann eben deutlich mehr Mittel für den Schienenpersonennahverkehr gibt.»