Calw (dpa/dk) – Erneut nutzt ein Häftling die Gunst der Stunde und ergreift bei einem Arztbesuch die Flucht. Der Fall weckt Erinnerungen und dürfte erneut Kritik auslösen.
Erneut ist einem verurteilten Mann bei einem begleiteten Arztbesuch die Flucht gelungen. Der 34-Jährige habe am Freitagmorgen in Calw eine günstige Gelegenheit genutzt und sei entkommen, teilten das Pforzheimer Polizeipräsidium und die Staatsanwaltschaft Mannheim mit.
Der Mann sei vom Amtsgericht Mannheim zu einer Haftstrafe von einem Jahr und drei Monaten Gefängnis verurteilt und in einer Entziehungsanstalt im Kreis Calw untergebracht gewesen. Mit Hubschrauber und Hunden werde nach dem Mann gesucht, er sei auch zur Fahndung ausgeschrieben worden. Die Bevölkerung sei nicht gefährdet, hieß es. Es sollten aber keine Anhalter im Raum Calw mitgenommen werden.
Nur wenige Stunden nach seiner Flucht bei einem Arztbesuch ist ein entwichener Häftling freiwillig zurückgekehrt. Der Mann sei wieder zurück in der Entziehungsanstalt im Kreis Calw, in der untergebracht gewesen war, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Mannheim am Freitag. Die Hintergründe der Flucht sind laut Polizei bislang nicht bekannt.
Polizei und Staatsanwaltschaft äußerten sich nicht zur Frage, warum der Mann verurteilt wurde und ob er bei dem Arztbesuch eine Fußfessel getragen hatte. Einen Gehilfen wie bei einem ähnlichen Fall Mitte Dezember in Ludwigshafen habe der 34-Jährige nicht gehabt.
Dort war einem Mann die Flucht gelungen, weil ein Komplize vor Ort gewartet und mit einer Schreckschusspistole einen Schuss in die Luft abgegeben hatte, bevor er mit dem Häftling auf einem Motorroller geflüchtet war. Der Gefangene und der mutmaßliche Fluchthelfer waren Ende Dezember in einem Hotel in Weinheim nahe Heidelberg festgenommen worden. Eine Mitarbeiterin der JVA Mannheim soll dem Mann bei der Planung seiner Flucht geholfen haben. Beide mutmaßlich Beteiligten sollen bald vor Gericht stehen.
Nach wie vor verschwunden ist ein verurteilter Mörder, der seinen Bewachern Ende Oktober bei einem Ausflug an den Baggersee in Germersheim (Rheinland-Pfalz) entkommen war. Die Flucht dieses Mannes und der Ludwigshafener Fall hatten Justizministerin Marion Gentges in Bedrängnis gebracht. Die CDU-Politikerin hatte sich unter anderem im Landtag gegen die Kritik verteidigt und schärfere Regelungen für Ausführungen angekündigt.