100 Flüchtlinge in Pforzheimer Jahnhalle einquartiert

01. April 2022 , 10:05 Uhr

Pforzheim (pm/mt) – Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine ist in der Jahnhalle in den letzten Tagen stark angestiegen. Mittlerweile wurden dort 100 Menschen einquartiert, die teils über Zuweisungen aus der Landeserstaufnahmestelle in Karlsruhe, teils aber auch auf privatem Wege in der Halle angekommen sind.

Situation hat sich schlagartig verändert

„Nachdem es in der letzten Woche in den Unterkünften eher ruhig gewesen ist und wir die wenigen Personen dort auch immer zeitnah in andere Unterkünfte vermitteln konnten, hat sich die Situation nun schlagartig verändert“, stellt Oberbürgermeister Peter Boch fest. Konkret wurden der Stadt Pforzheim am Mittwochvormittag 40 Menschen aus der Landeserstaufnahmestelle in Karlsruhe zugewiesen, nachdem bereits im Laufe des Montags und Dienstags schon verstärkt einzelne Familien in der Halle aufgenommen worden waren. Hinzu kamen Dienstagnacht weitere 20 Personen, die von einem privat organisierten Bus ohne Vorankündigung an die Jahnhalle gebracht wurden.

Ehrenamtliche Engagement sollte abgestimmt erfolgen

Oberbürgermeister Peter Boch ist sich daher mit seinem Sozialdezernenten Frank Fillbrunn einig: „Das große ehrenamtliche Engagement sollte immer abgestimmt erfolgen, damit eine gleichmäßige Auslastung der kommunalen Unterbringungskapazitäten möglich ist.“ Die Stadt Pforzheim treibe weiterhin sowohl den Ausbau der wenigen noch nicht ausgestatteten Wohnungen in der Paul-Löbe-Straße voran und bereite die Anmietung weiterer anderer geeigneter Unterkünfte vor. „Es ist aber klar, dass die Menschen, die sich nun in der Jahnhalle befinden, – anders als bisher – notgedrungen länger als nur zwei oder drei Tage dort werden bleiben müssen“, so die beiden Dezernenten. Mit nun 100 Menschen ist die Kapazität der Jahnhalle auch soweit ausgelastet, dass die Belegung der Bergdorfhalle in zeitliche Nähe rückt.

940 Flüchtlinge in Pforzheim registriert

Insgesamt sind mittlerweile 940 ukrainische Flüchtlinge in der Gesamtstadt registriert. Sehr viele davon wohnen nach wie vor privat, weshalb es eine gewisse Dunkelziffer nicht gemeldeter Personen gibt. Schon jetzt erhalten 808 Geflüchtete aus der Ukraine Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, insgesamt ist damit im Leistungsbereich der Höhepunkt der Geflüchtetenkrise 2015/16 schon nach wenigen Wochen überschritten.

Gleichmäßige Verteilung notwendig

„Die Welle der Hilfsbereitschaft und die Unterstützung aus der Stadtgesellschaft sind nach wie vor riesengroß. Dafür sind wir sehr dankbar“, so der Oberbürgermeister. „Mit diesem Rückhalt aus der Bürgerschaft, den wir verspüren, nehmen wir die Menschen hier auch sehr gerne auf und zeigen uns solidarisch, angesichts dieses menschenverachtenden Angriffskriegs Putins.“ Dennoch sei es wichtig, dass dies in geordneten Bahnen verlaufe, nicht zuletzt auch für die Menschen selbst. Sozialbürgermeister Frank Fillbrunn ergänzt: „Es ist wichtig, dass eine gleichmäßige Verteilung auf alle Kreise und Kommunen in Baden-Württemberg gelingt, damit Kapazitäten nicht in kürzester Zeit ausgeschöpft sind.“ Das Land Baden-Württemberg spricht derzeit von 35.000 registrierten ukrainischen Geflüchteten in Baden-Württemberg. Bei einer gleichmäßigen Verteilung auf alle Kreise und Kommunen entspräche dies für Pforzheim ca. 450 Menschen. „Mit 940 Menschen aus der Ukraine in unserer Stadt zeigen wir Pforzheimerinnen und Pforzheimer bereits eine enorme Solidarität“, stellt Frank Fillbrunn heraus.

Anmietung von Wohnraums weiter angetrieben

Neben dem Ausbau der wenigen noch nicht ausgestatteten Wohnungen in der Paul-Löbe-Straße bereitet die Stadt Pforzheim die Anmietung weiterer anderer geeigneter Unterkünfte vor, unter anderem ein für Studierende gedachter Neubau mit Wohnraum für 150 Personen und ein ehemaliges Fitnessstudio als Alternative zu einer weiteren Hallenbelegung mit 80 Feldbettplätzen. Zudem werden fortlaufend verschiedenste Immobilien besichtigt und Angebote eingeholt, aber auch die Anmietung von Containern und potentielle Standorte dafür geprüft. Sorge bereitet allerdings auch in Pforzheim, wie auch in anderen Städten, die bereits schwierige Situation am Wohnungsmarkt. Alle Informationen für Flüchtlinge sowie Helfer sind hier gebündelt.

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