Karlsruhe (dk) – Die Beratungsstelle LUISE in Karlsruhe feiert ihr 10-jähriges Bestehen. Seit einem Jahrzehnt unterstützt die Einrichtung Frauen, die in der Prostitution arbeiten, und bietet ihnen eine Anlaufstelle für Beratung und Hilfe. Doch trotz aller Bemühungen gibt es noch viele Herausforderungen, mit denen die betroffenen Frauen in Karlsruhe konfrontiert sind.
Die Sozialarbeiterin Tabea Böckler beschreibt das breite Spektrum der Beratung, das LUISE den Frauen anbietet: „Wir beraten eigentlich bei allen Themen, mit denen die Personen auf uns zukommen. Das kann alles Mögliche sein: Anmeldung nach dem Prostituiertenschutzgesetz, Schulden, Steuern, Krankenversicherung, aber auch Familie, Kinder, finanzielle Schwierigkeiten und Gewalt.“ Besonders oft betrifft die Arbeit von LUISE Migrantinnen aus den EU-Ländern, die mit zusätzlichen Hürden zu kämpfen haben. Diese Frauen haben oft keinen Anspruch auf Sozialleistungen oder eine Krankenversicherung, was ihre Lebenssituation zusätzlich erschwert.
Prostituierte in Karlsruhe sehen sich nicht nur mit rechtlichen und bürokratischen Problemen konfrontiert. Auch die alltäglichen Lebensumstände stellen oft eine Herausforderung dar. „Das Thema Wohnen ist auch ganz schwierig“, erklärt Böckler. Viele der Frauen sind wohnungslos oder leben in unsicheren Verhältnissen bei Bekannten oder in Pensionen, weil sie aufgrund fehlender Arbeitsverträge keine eigene Wohnung mieten können.
LUISE versucht, hier Abhilfe zu schaffen, indem sie den Frauen eine Postadresse anbietet. „Wir haben als Beratungsstelle eine Postadresse eingerichtet. Dann kommt die Post an unsere Beratungsstelle. Das ersetzt nicht eine Meldeadresse, aber zumindest gibt es irgendeine Form von Adresse, um Post zu bekommen.“
Eine der größten Herausforderungen für Frauen, die auf dem Straßenstrich arbeiten, ist die fehlende Sicherheit. Die Beratungsstelle setzt sich dafür ein, dass der Straßenstrich in Karlsruhe sicherer wird. „Es gibt das Vorbild in Köln, den sogenannten geregelten Straßenstrich. Das ist ein abgesperrter Bereich, der vom Ordnungsamt eingezäunt ist“, berichtet Böckler. Dort gibt es nicht nur Sicherheitsmaßnahmen, sondern auch direkte Beratungsangebote vor Ort. Ein ähnliches Konzept hätte auch in Karlsruhe etabliert werden sollen, doch ein entsprechender Antrag wurde 2022 vom Gemeinderat abgelehnt.
Trotz dieser Rückschläge bleibt die aufsuchende Arbeit von LUISE ein zentrales Element. „Wir sind jede Woche montags auf dem Straßenstrich unterwegs. Ab 22 Uhr gehen aufsuchende Beraterinnen zu den Personen hin, die da arbeiten“, erklärt Böckler. Diese regelmäßigen Besuche helfen, das Vertrauen der Frauen zu gewinnen und ihnen die nötige Unterstützung zukommen zu lassen.
Zusätzlich zu der Beratungsarbeit bietet LUISE auch eine mobile Praxis an. „Da fahren wir Etablissements im Stadtgebiet Karlsruhe an und die Frauen haben die Möglichkeit, mit einer Gynäkologin zu sprechen und sich testen zu lassen.“ So werden auch medizinische Grundbedürfnisse abgedeckt, die für viele Frauen ohne Krankenversicherung sonst unerreichbar wären.
Die Arbeit von LUISE ist in den vergangenen 10 Jahren zu einer unverzichtbaren Anlaufstelle für Frauen in der Prostitution geworden. Dennoch bleibt noch viel zu tun – und auch ihr könnt helfen – ob durch ein Praktikum oder eine ehrenamtliche Mitarbeit. LUISE freut sich auch über weitere Unterstützer, wie Vermieterinnen und Vermieter, die Wohnraum für die Frauen zur Verfügung stellen möchten oder Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die für Aussteigerinnen einen Arbeitsplatz anbieten können!